Durch eine ungünstige Belastungssituation, wie zum Beispiel einem Fall aus großer oder geringer Höhe oder dem Aufstauchen der Knie am Armaturenbrett bei einem Autounfall können kurzzeitig enorme Belastungen auf den Tibiakopf entstehen. Wenn die beiden knöchernen Verdickungen – die sogenannten Kondylen – dabei betroffen sind, dann spricht man von der bikondylären Tibiakopffraktur. Der sich aufbauende Druck wird derart hoch, dass entweder das Knochengewebe, die Knorpel oder anderes umgebendes Material nachgibt.
Die Therapie der Tibiakopffraktur richtet sich jeweils nach der Art der Verletzung. Der Tibiakopf mit seinen zwei Höcker – Segmenten, die zusammen mit der Kniescheibe und dem unteren Oberschenkelkopf das Knie bilden, hat eine wichtige Funktion im Bewegungsapparat. Ein kompliziertes System von Nerven, Bändern, Blutgefäßen und Knorpelflächen kann bei einer Tibiakopffraktur in Mitleidenschaft gezogen werden. Um eine spätere Arthrose zu vermeiden, muss die Therapie der Fraktur des Tibiakopfes alle erforderlichen Maßnahmen zur vollständigen Wiederherstellung des Knorpels, der Blutgefäße, der Bänder und des umgebenden Gewebes einbeziehen.
Wie bei anderen Frakturen von Knochen oder Gelenken werden grundsätzlich entweder konservative Therapiemethoden oder operative Therapiemethoden angewendet. Wenn ein Spaltbruch des Tibiakopfes vorliegt, der nicht verteilt ist, dann kann eine Gipsschiene für die Dauer von vier Wochen mit anschließender Physiotherapie zur vollen Wiederherstellung der Belastbarkeit des Tibiakopfes nach etwa 8 bis 12 Wochen führen.
Die anderen verschiedenen Arten der Fraktur des Tibiakopfes, wie die Impressionsfraktur, die Meißelfraktur mit disloziertem Spaltbruch, Trümmerfrakturen und okkulte Frakturen werden operativ therapiert. Für die exakte Diagnose und Anamnese werden bei den bildgebenden Verfahren Röntgenaufnahmen in mindestens zwei Ebenen angefertigt. Besonders bei Impressionsfrakturen und okkulten Frakturen ist zusätzlich ein CT angezeigt. Verdeckte und unerkannte Frakturen können bei unvollständiger Therapie zu irreparablen Schäden am Knochen oder am Knie führen.
Eine Punktion des Knies zu Beginn der Untersuchung und vor der Therapie zur Ableitung des in das Gewebe eingesickerten Blutes und Fettes kann die Diagnose und Therapie unterstützen.
Die Fraktur des Tibiakopfes ist in der deutlichen Mehrzahl der Fälle mit sehr starken Schmerzen und Schwellungen verbunden. Verdeckte Frakturen des Tibiakopfes ohne Verschiebung der Knochensegmente und ohne sofort auf dem Röntgenbild sichtbaren Spaltbruch zeigt sich durch starke Schwellungen und Schmerzen sowie eine Lähmung des Fußhebers. Frakturen mit geringen Beschädigungen der Knochensubstanz zeigen mindestens eine auffällige Instabilität und Dysfunktion des Kniegelenkes. Die Patienten können auf dem betroffenen Bein schlecht stehen. Die Belastung des verletzten Beines verursacht starke Schmerzen.
Ein Bruch der Kondylen (Depressionsbrüche) wird mittels Stahlplatten zusammengeführt. Die Plattenosteosynthese genannte Therapieform wendet T-förmige Abstützplatten an, die am offenen Knie operativ eingesetzt werden.
Stauchungen der Knorpel- und Knochenschichten – auch Impressionsfraktur genannt – werden mit Knochengewebe unterfüttert (“Spongiosaunterfütterung”) um sie anzuheben. Das Knochengewebe wird an anderer Stelle aus einem operativ gefertigten Knochenfenster entnommen. Nach der Unterfütterung werden zwei Abstützschrauben eingebracht.
Die gemischten Impressions-Depressionsbrüche werden ebenfalls zunächst mit Spongiosa unterfüttert und anschließend mit einer T-Platte fixiert.
Trümmerfrakturen am Tibiakopf, wie sie zum Beispiel bei Verkehrsunfällen, Skiunfällen oder Stürzen aus großer Höhe eintreten, werden mit einem Fixateur externe behandelt
Bei allen Therapieformen der Tibiakopffraktur ist zu beachten, dass die Knochen und die Knorpel des Kniegelenkes und des Tibiakopfes mit größter Genauigkeit exakt an ihrer natürlichen Position repositioniert und genau ausgerichtet werden. Die präzise Ausrichtung der Fragmente ist wichtig für die Wiederherstellung der Funktionalität des Kniegelenkes.
Vergleich der Methoden
Je nach Komplexität der Fraktur ist über den Einsatz der richtigen Therapie zu entscheiden. Komplikationen können aus der Mitbeschädigung von Nerven, Sehnen, Blutgefäßen und Knorpeln entstehen. Ebenso können Menisken und Gelenkkapseln involviert sein, die weitere Operationen und Therapien erforderlich machen. Die richtige Therapiemethode kann erst nach einer möglichst umfassenden und gründlichen Diagnose ausgewählt werden. Je größer der invasive Charakter der Therapie ist, umso größer sind auch die Risiken. Andererseits können unvollständig austherapierte Frakturen des Tibiakopfes zu nachhaltigen Folgeschäden führen.
Schlecht positionierte Knochenfragmente oder nicht erkannte Teilfrakturen können nach der Therapie zu einer Arthrose führen. Die Therapie einer Fraktur des Tibiakopfes ist in jedem Fall langwierig und aufwendig. Grundsätzlich gilt, dass sie so wenig invasiv wie möglich, aber so gründlich wie nötig durchgeführt werden muss. Nach der Operation ist das betroffene Bein und Knie mit einer Funktionsschiene zu entlasten. Die Mobilisierung erfolgt früh mit leichten Übungen ohne Belastung. Die postoperative Rehabilitation kann durch Therapiemethoden der konservativen Therapie wirksam unterstützt werden.
Behandlung von Gelenk-, Muskel- und Sehnenschmerzen
Bei Gelenk-, Muskel- und Sehnenschmerzen, die mit einer akuten oder lang andauernden Entzündung einhergehen, wird häufig eine Behandlung mit Diclofenac empfohlen [1]. Eine Entzündung erkennt man an einer Überwärmung und Rötung des betroffenen Körperteils, einer Schwellung und an der schmerzhaft eingeschränkten Funktion. Diese Entzündung ist häufig Folge einer lang andauernden Fehl- oder Überbelastung des Körperteils.
Der Wirkstoff Diclofenac wirkt stark entzündungshemmend und etwas schwächer schmerzlindernd [1]. Besonders Gele, Salben und Sprays sind eine beliebte Anwendungsform in der Selbsttherapie. Diese sogenannten topischen Darreichungsformen haben den großen Vorteil, dass sie direkt auf die schmerzhaft entzündete Stelle aufgetragen werden können und dort ihre hohe Wirkstoffkonzentration entfalten können. Diclofenac findet sich zum Beispiel in „Voltaren Schmerzgel forte“ oder in „Diclofenac Heuman Gel“ oder in „Diclofenac ratiopharm Gel“. Diese Gele oder Cremes können mehrmals täglich dünn auf das betroffenen Körperteil aufgetragen werden. Die Gefahr eine Überdosierung besteht praktisch nicht.
Quellen:
Grifka & Schäfer, Unfallchirurgie, 9. Auflage von 2013, Springer-Verlag
Predel HG., et al.: Efficacy of a comfrey root extract ointment in comparison to a diclofenac gel in the treatment of ankle distortions: Results of an observer-blind, randomized, multicenter study. Phytomedicine. 2005; 12:707-714