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Häufiges Wasserlassen: Definition, Ursachen & Therapie

Viele Menschen kennen die Problematik häufigen Wasserlassens – zu oft muss eine Toilette aufgesucht werden, um die Blase zu entleeren. Die Ursachen hierfür sind zahlreich. Folgender Artikel wird die Hintergründe häufigen Wasserlassens erläutern und dem Leser, auf verständliche Weise, mögliche Ursachen sowie Behandlungsansätze für die Beschwerden vorstellen.

 

Das Wichtigste in Kürze:

Synonyme: Häufige Miktion
Engl.: Frequent urination
ICD-Code für diese Krankheit: R35 (Polyurie)
Verbreitung in der Bevölkerung: Häufig
Häufigste Ursachen: Große Trinkmengen, Diuretika („Wassertabletten“), unkontrollierte Zuckerkrankheit, Blasenschwäche.
Selbstdiagnose möglich: Ja. Zur Ursachenabklärung aber Arzt erforderlich.
Selbstbehandlung ausreichend: Je nach Ursache.
Ab welchen Symptomen zum Arzt: Fieber, Schmerzen, über längere Zeit andauernde Beschwerden.

Wasserlassen: Wie viel ist zu viel?

Wie oft Zur Toilette gegangen werden muss, ist von Person zu Person unterschiedlich. Einflussfaktoren sind vor allem die individuelle Trinkmenge sowie Flüssigkeitsverluste (z.B. Schwitzen oder Durchfall): Wer mehr trinkt und die Flüssigkeit nicht auf anderem Wege verliert, der muss folglich auch mehr Wasserlassen.

Prinzipiell kann jedoch gesagt werden, dass 4 bis 6 Toilettengänge pro Tag und ein einmaliges Wasserlassen pro Nacht als normal angesehen werden [1]. Es ist jedoch nicht nur entscheidend, wie oft die Toilette aufgesucht werden muss, sondern auch wie viel Harn (Urin) dabei über den Tag verteilt ausgeschieden wird. Ein Erwachsener scheidet in aller Regel 0,7 bis 3 Liter Urin pro Tag aus; wird diese Menge überschritten, so gilt dies als „zu viel“ [2].

Polyurie, Pollakisurie und Nykturie einfach erklärt.

Laut Fachliteratur wird ein vermehrter Harndrang, bei dem nur kleine Mengen Urin ausgeschieden werden, als Pollakisurie bezeichnet; die tägliche Gesamtmenge des ausgeschiedenen Urins bleibt demnach im Normalbereich.

Bei einer Polyurie hingegen, wird über den Tag verteilt eine erhöhte Menge Urin ausgeschieden; per Definition mehr als 3 Liter pro Tag [2].

Eine Nykturie beschreibt ein Beschwerdebild, bei dem es Nachts zu häufigem Harndrang und so zu einem gestörten Nachtschlaf kommt. Sie kann alleine oder im Rahmen einer Pollakisurie bzw. Polyurie auftreten.

Es ist wichtig diese Beschwerdebilder voneinander abzugrenzen, da sie auf unterschiedlichen Ursachen basieren und somit unterschiedliche Behandlungsstrategien benötigen.

Ursachen einer Pollakisurie

Eine der häufigsten Ursachen der Pollakisurie ist eine Blasenentzündung (bzw. Harnwegsinfekt). Typisches Beschwerdebild hierfür ist das ständige Gefühl Wasserlassen zu müssen; beim Aufsuchen der Toilette kommt es jedoch zu keiner oder nur geringer Urinausscheidung, die meist mit Schmerzen einhergeht (Algurie). Weitere Begleitsymptomen können Fieber, allgemeines Unwohlsein und Schmerzen im Beckenbereich sein.

Häufige Ursache der Pollakisurie beim Mann ist eine gutartige Prostatavergrößerung (beninge Prostatahyperplasie = BPH). Die Prostata ist ein Organ, das unter der Blase des Mannes zu liegen kommt. Hier umschließt sie die Harnröhre und kann bei einer Organvergrößerung diese einengen. Typische Symptome einer BPH sind ein verzögertes Wasserlassen (es muss länger als gewöhnlich gewartet werden, bis der Harn zu fließen beginnt) sowie ein „Nachtröpfeln“ nach erfolgtem Wasserlassen. Des Weiteren kann eine Harnstrahlabschwächung beobachtet werden. Eine BPH ist in der Regel schmerzlos.

Eine Entzündung der Prostata (Prostatitis) kann ebenso zu einer Pollakisurie führen, verläuft in der Regel jedoch sehr schmerzhaft.

Weitere Ursachen einer Pollakisurie sind eine beginnende Blasenschwäche (Harninkontinenz) sowie Blasensteine. In seltenen Fällen kann eine Tumorerkrankung von Blase oder Prostata die Beschwerden verursachen [3].

Es sei außerdem erwähnt, dass der häufige Gang zur Toilette ein, durch „vorsorgliches“ oder gewohnheitsbedingtes Wasserlassen, antrainiertes Verhaltensmuster darstellen kann.

Ursachen einer Polyurie

Häufig ist eine Polyurie lediglich auf eine zu hohe Trinkmenge (Polydipsie) zurückzuführen. Da dem Körper zu viel Flüssigkeit zugeführt wird, muss auch mehr ausgeschieden werden.

Es ist jedoch wichtig zu verstehen, was hier die Henne und was das Ei ist: In manchen Fällen ist die aus Gewohnheit hohe Trinkmenge, Ursache für das Wasserlassen (primäre Polydipsie). In anderen Fällen jedoch, ist der Flüssigkeitsverlust die Ursache für den vermehrten Durst.

Ein Beispiel für Letzteres ist eine unkontrollierte Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Wenn im Blut zu viel Zucker vorliegt, versucht der Körper diesen über den Urin auszuscheiden. Folglich muss auch mehr Urin ausgeschieden werden. Der Körper verliert demnach zu viel Flüssigkeit, was wiederum zu einem Durstgefühl und so zu einem vermehrten Trinken führt. Die Polyurie, gemeinsam mit erhöhtem Durst und Symptomen wie Schwäche oder trockener Haut, ist demnach ein häufiges Symptom eines unbehandelten Diabetes mellitus. Der Begriff Diabetes mellitus bedeutet übrigens genau das: „honigsüßer Durchfluss“. Und auch heute gehört die Messung des Zuckergehalts im Urin zu einem der ersten Tests, der beim Verdacht einer Blutzuckerkrankheit durchgeführt wird.

Die häufigste Ursache der Polyurie ist die Einnahme harntreibender Medikamente (Diuretika, oder auch „Wassertabletten“ genannt), die oftmals bei Bluthochdruck eingesetzt werden und die vermehrte Urinausscheidung zum Ziel haben [2].

Des Weiteren kann eine Störung des Hormon-Kreislaufs, der für die Balance des Wasserhaushalt im Körper zuständig ist, eine Polyurie auslösen. In diesem Fall spricht man von einem sogenannten Diabetes insipidus.

Es sei außerdem erwähnt, dass bestimmte Getränke, wie z.B. Kaffee und Alkohol einen harntreibenden Effekt besitzen.

Was kann gegen häufiges Wasserlassen getan werden?

Je nach Ursache der Beschwerden, gestaltet sich die Therapie unterschiedlich.

Prinzipiell sollten Personen, die unter häufigem Wasserlassen leiden, das eigene Trinkverhalten beobachten. Werden große Menge „über den Durst hinaus“ getrunken, kann versucht werden die Trinkmenge zu reduzieren. Auf harntreibende Getränke sollte verzichtet werden. Es sollte jedoch in keinem Fall zu wenig getrunken werden, wenn ein Durstgefühl besteht.

Außerdem kann versucht werden, einem häufigem Harndrang nicht direkt nachzugehen. Auf diese Weise kann der Blase eine größere Füllmenge antrainiert und das Verhaltensmuster des häufigen Toilettengangs abtrainiert werden. Um dem Drang Standhalten zu können, benötigt es eine gut funktionierende Beckenbodenmuskulatur. Diese kann mittels Beckenbodentraining gezielt gestärkt werden.

Beim Verdacht einer Blasenentzündung, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Es ist ratsam ausreichend zu trinken, um die Harnwege gut durchzuspülen. Schmerzen können, wenn nötig, mit Schmerzmitteln therapiert werden. Der Arzt wird eventuell weitere Mittel verschreiben, um die Beschwerden zu therapieren.

Eine beninge Prostatahyperplasie kann mittels medikamentöser Therapie therapiert werden. Ist dies nicht ausreichend, stehen operative Methoden zur Verfügung, über die der behandelnde Arzt den Patienten aufklären sollte.

Bei dem Verdacht einer Zuckerkrankheit muss immer ein Arzt aufgesucht werden, um nötige Therapien einzuleiten.

Prinzipiell sollte immer dann ein Arzt aufgesucht werden, wenn es zu Begleitsymptomen wie Schmerzen, Fieber, Gewichtsverlust oder unkontrolliertem Harnabgang kommt. Außerdem ist ärztlicher Rat dann von Nöten, wenn die Beschwerden länger anhalten und mittels Eigenbehandlung nicht kontrolliert werden können.

Quellenangaben

[1] A. P. Shah et al.: „Harnausscheidung, erhöhte und häufige.“, https://www.msdmanuals.com/de/heim/nieren-und-harnwegserkrankungen/symptome-von-erkrankungen-der-nieren-und-harnwege/harnausscheidung,-erhöhte-und-häufige, 18.11.2018

[2] A. P. Shah et al.: „Polyurie“. https://www.msdmanuals.com/de/profi/urogenitaltrakt/symptome-urogenitaler-erkrankungen/polyurie, 18.11.2018

[3] „Vermehrter Harndrang.“, http://www.urologie.uni-goettingen.de/informationen/vermehrterharndrang.php, 18.11.2018

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