Während bei einem unvollständigen Riss der Achillessehne oftmals eine nichtoperative Therapie genügt, muss bei einer vollständigen Durchtrennung oder bei einem knöchernen Ausriss meist eine Operation durchgeführt werden. Von diesem Eingriff profitieren insbesondere jüngere, aktive Menschen.
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Die Operation der Achillessehne erfolgt unter örtlicher Betäubung, Regionalanästhesie oder Vollnarkose. Um die Durchblutung des Beines vorübergehend zu stoppen, wird unter Umständen am Oberschenkel eine stramme Manschette angelegt. Dadurch werden Blutungen verringert und gleichzeitig eine bessere Sicht auf den Operationsbereich ermöglicht. In unkomplizierten Fällen wird eine minimal-invasive Operation vorgenommen. Bei dieser werden nur kleine seitliche Einschnitte und ein der Einsicht dienender, kurzer, quer verlaufender Schnitt direkt über dem Riss angelegt. Manchmal ist jedoch eine offene Operation unumgänglich. Bei dieser wird der Bereich des Risses mittels eines Hautschnittes frei präpariert. Die Enden der gerissenen Sehnen werden bei beiden Methoden zusammengeführt und miteinander verklebt oder vernäht.
Besteht der Riss schon länger, liegen größere Defekte vor oder ist die Sehne bereits zu sehr abgenutzt, wird diese gegebenenfalls verstärkt (Sehnenplastik). Hierzu werden zum Beispiel Anteile einer anderen körpereigenen Sehne oder einer derben Muskelhülle aus der Umgebung des Operationsbereichs verwendet. Ist die Sehne zusammen mit einem Knochenanteil aus dem Fersenknochen herausgerissen, wird der Knochen mit einer Schraube wieder an seiner ursprünglichen Position fixiert. Oftmals wird ein Drainageschlauch zum Abfangen der Wundflüssigkeit in das Operationsgebiet eingeführt. Dieser kann nach wenigen Tagen wieder gezogen werden. Unerwartete Befunde und Komplikationen können eine Abänderung oder Erweiterung des Operationsverfahrens nötig machen. So kann es erforderlich sein, einen ursprünglich minimal-invasiven Eingriff in einen offenen umzuwandeln.
Durch die Operation der Achillessehne kann es zur Verletzung naheliegender Strukturen kommen. Es können Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse auftreten. Werden Nerven verletzt, können Sensibilitätsstörungen und Lähmungserscheinungen die Folge sein. Infektionen, Wundheilungsstörungen sowie eine überschießende Narbenbildung sind nach einer Achillessehnen OP ebenfalls möglich. Die in einigen Fällen angelegte Blutstauungsmanschette kann Druckschäden wie Lähmungen verursachen. Durch die Bewegungseinschränkungen nach der Operation kann es zu einer Schwächung von Muskeln und Knochen kommen. Das sogenannte Sudeck-Syndrom, welches durch einen starken Knochenabbau und eine schmerzhafte Entzündung gekennzeichnet ist, kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Auch die Bildung von Blutgerinnseln kann durch die verminderte Bewegung nach einer Achillessehnen Operation begünstigt werden. Zumeist kann durch eine OP die Achillessehne derart zusammengefügt werden, dass die vollständige Beweglichkeit wieder gegeben ist. Die Prognose ist vor allem bei der frühzeitigen Behandlung eines Risses günstig. Die Schmerzen lassen in der Regel recht bald nach. Am Ort des Risses respektive der Naht bleibt eine verdickte Stelle.
Werden frisch verheilte Sehnen zu früh und/oder zu stark belastet, kann die Nahtstelle erneut reißen und eine weitere Behandlung erforderlich machen. Nach einer gelungenen Achillessehnen OP ist die Gefahr eines neuerlichen Einreißens mit der an einer gesunden Sehne vergleichbar. Etwa drei bis vier Monate nach dem Eingriff kann die Achillessehne wieder sportlich belastet werden. Intensives Training sollte jedoch frühestens nach etwa sechs Monaten Schonung wieder aufgenommen werden.
Tipps
Vor der Operation müssen Medikamente, welche die Blutgerinnung hemmen, wie Aspirin oder Marcumar, möglicherweise abgesetzt werden. Dies geschieht generell in Absprache mit dem zuständigen Arzt. Erfolgt der Eingriff unter ambulanten Bedingungen, sollten das Autofahren und das Führen von Maschinen für mindestens 24 Stunden unterbleiben. Auch bedeutsame Entscheidungen sollten vertagt werden. Das Bein muss nach der Operation für einige Wochen besonders geschont werden. Zunächst wird der Fuß in einer nach unten geneigten Position fixiert. Nach und nach folgt eine Verlagerung in Richtung der normalen Haltung. So kann die Sehne sich langsam regenerieren. Die Hochlagerung des Beines wirkt sich positiv auf den Heilungsverlauf aus. Da das Bein in dieser Zeit nicht belastet werden darf, sind Gehhilfen angezeigt. Die nicht betroffenen Gelenke sollten dagegen viel bewegt werden.
Die Durchführung einer adäquaten Krankengymnastik ist sinnvoll. Sport und andere das Bein belastende Aktionen sollten erst dann wieder ausgeführt werden, wenn der Arzt darin keine besondere Gefährdung mehr sieht. Die regelmäßig angesetzten Kontrolluntersuchungen sollten gewissenhaft wahrgenommen werden. Treten im Anschluss an die OP der Achillessehne Besonderheiten auf, welche auf Komplikationen hinweisen könnten, ist möglichst bald der Arzt zu kontaktieren, damit dieser notwendige Behandlungen in die Wege leiten kann.
Alternativen
Ist die Achillessehne nicht komplett gerissen, klafft der Riss nur geringfügig auseinander oder leidet der Patient unter Vorerkrankungen, durch welche eine Operation einem besonderen Risiko unterliegt, kann häufig eine nichtoperative Therapie durchgeführt werden. Hierfür wird der betroffene Fuß durch einen Gips, einen straffen Verband oder einen speziellen Schuh für mehrere Wochen stabilisiert. Der Heilungsverlauf wird während dieser Zeit mit Ultraschall und anderen Untersuchungen überwacht. Bei Leistungssportlern und sportlich ambitionierten Patienten ist es jedoch oft vorteilhafter, die Achillessehne operieren zu lassen.