Die Achillessehne ist die stärkste Sehne im menschlichen Körper. Sie verbindet die Wadenmuskulatur mit dem Fuß und sorgt dafür, dass dieser beim Abdrücken vom Boden im Sprunggelenk in Richtung der Fußsohle gebeugt und leicht nach innen gedreht wird. Bei jedem Schritt wirken auf die Achillessehne Kräfte, die mehr als das Zehnfache des Körpergewichts betragen können. Bei Sprungbelastungen sind diese Kräfte noch höher. Zu den häufigsten Verletzungen der Achillessehne zählen Reizungen und Entzündungen der Sehne, Sehnenanrisse bis hin zu kompletten Achillessehnenrissen.
Behandlungsformen im Überblick
Je nach Verletzungsgrad der Achillessehne kommen verschiedene Behandlungsmethoden zum Einsatz. Bei einer Achillessehnenreizung wird das Sprunggelenk in der Regel in leichter Spitzfußstellung (Fußspitze nach unten, Ferse angezogen) geschont. Diese Stellung vermindert die an der strapazierten Sehne und der Wadenmuskulatur anliegende Spannung. Bis zum Abklingen der Schmerzen sollte der Betroffene auf sportliche Betätigungen verzichten, bei welchen die Wadenmuskulatur und die Achillessehne stark belastet werden. Gelegentlich werden vom Arzt Bandagen oder erhöhte Schuhabsätze zur Behandlung der Achillessehne empfohlen. Zur Unterstützung der Heilung kann die Kühlung der schmerzenden Bereiche oder das Einreiben mit durchblutungsfördernden Salben der geschundenen Achillessehne Hilfe bringen. Eine Ultraschalltherapie lockert das umliegende Gewebe und fördert so das Abklingen der Entzündung. Auch Gleichstrom kann die Durchblutung im Bereich des Knöchels und des Unterschenkels verbessern.
Zudem kann der Arzt ein Gemisch aus einem örtlich wirksamen Betäubungsmittel und entzündungshemmendem Kortison in das Gewebe um die entzündete Stelle spritzen. Diese in der Regel schnelle und wirksame Hilfe muss jedoch fachgerecht durchgeführt werden. Erfolgt sie zu häufig, kann sich das Risiko für einen Achillessehnenriss erhöhen. Auch die Nichtbehandlung einer Achillessehnenreizung kann die Gefahr für eine Rissbildung erhöhen, da sie unbehandelt dazu neigt, chronisch zu werden. In diesem Fall kann eine operative Therapie der Achillessehne notwendig werden, bei der das entzündete und verdickte Gleitgewebe entlang der Sehne entfernt wird. Besteht der Verdacht auf einen Achillessehnenriss, sollte so bald wie möglich ein Arzt aufgesucht werden. Ist der Verdacht eines Komplettrisses bestätigt, kann eine Immobilisierung in einem Spezialstiefel mit Fersenerhöhung erfolgen. Alternativ kann der Sehnenriss genäht werden, wobei heute geschlossene Nähte durch winzige Hautschnitte an Stelle der früheren offenen Naht bevorzugt werden. Dabei ist eine gipsfreie funktionelle Nachbehandlung möglich.
Therapieformen im Vergleich
Stellt sich nach einem Achillessehnenriss heraus, dass sich die Sehnenstümpfe bzw. Rissenden berühren, so ist es möglich, dass diese von allein wieder zusammenwachsen. In diesem Fall kann auf eine operative Behandlung des Risses verzichtet werden. Durch den Einsatz von Spezialschuhen mit fester Zunge und einer Erhöhung im Bereich der Ferse, eine Orthese oder einen Gipsverband wird diese konservative Therapiemethode unterstützt. Der Fuß wird hierbei in eine Spitzfußstellung gebracht, wodurch die Sehnenenden miteinander in Kontakt kommen (Kontrolle mittels Ultraschall) und auf diese Weise miteinander verwachsen können. Nach einer kurzen Phase der Teilbelastung kann der Fuß recht schnell wieder normal belastet werden. Der behandelnde Arzt sorgt durch begleitende Kontrollen dafür, dass die Heilung optimal verläuft. Treten keine weiteren Komplikationen auf, kann nach sechs bis acht Wochen der Heilungsprozess als abgeschlossen betrachtet werden. Diese Methode kommt auch bei Patienten mit erhöhtem Operationsrisiko oder fehlendem Sportwunsch zum Einsatz.
Bei jungen, sportlichen Patienten wird in der Regel die operative Methode zur Behebung eines Achillessehnenrisses angewandt. Bis vor einigen Jahren wurde hierzu die Haut über dem Riss weit aufgeschnitten. Zerrissene und abgestorbene Teile der Sehne werden dabei entfernt und die Rissenden zusammengenäht. Gegebenenfalls kann die Naht durch resorbierbares kordelartiges Material verstärkt werden. Die Achillessehne ist nach einer operativen Therapie früher vollständig belastbar als bei konservativen Behandlungsmethoden. Durch die bei konservativer Heilung notwendige längerfristige Ruhigstellung des Gelenks kann es zu einer starken Rückbildung der Muskulatur und dadurch zu einer späteren Rückkehr der vollständigen Belastbarkeit kommen. Nach Rissen oder Teilrissen der Achillessehne kann zudem ein dauerhafter Kraftverlust auf der betroffenen Seite auftreten, gleich ob nicht-operativ oder mittels Naht versorgt wurde.
Hilfe zur Heilung
Sowohl die konservative als auch die operative Therapie erfordern bei Achillessehnenbeschwerden eine Ruhigstellung, um der betroffenen Achillessehne die Heilung zu ermöglichen. Diese wird in der Regel für sechs Wochen in einer Orthese oder früher in einem Unterschenkelgips ruhiggestellt. Daran anschließend werden mittels Physiotherapie der verkürzte Wadenmuskel und die eingesteiften Gelenke wieder in Form gebracht. Ein gezieltes Training hilft dabei, die Wadenmuskulatur zu stärken. Voll belastbar ist das Bein frühestens vier Monate nach dem Riss der Sehne. Die ursprüngliche Reißfestigkeit der Achillessehne ist jedoch auch ein Jahr nach dem Riss noch nicht vollständig wieder hergestellt.