Bei einer Fraktur des Schienbeins (Tibia) handelt es sich um den Bruch des dickeren der beiden Unterschenkelknochen. Da das Schienbein den Großteil des Körpergewichts trägt, ist sein Bruch bedeutsamer als der des Wadenbeins. Mitunter kann es vorkommen, dass beide Knochen gleichzeitig brechen.
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Für eine Tibiafraktur (Schienbeinbruch) ist zumeist heftige Gewalteinwirkung verantwortlich. In sehr seltenen Fällen kann jedoch auch eine Vorbelastung aufgrund von Überbeanspruchung (Ursache für Ermüdungsbrüche) oder Krankheiten wie Tumorerkrankungen oder Osteoporose (Ursache für pathologische Frakturen) einen Bruch schon bei geringem äußeren Einfluss hervorrufen. Die Hauptursache für Schienbeinbrüche sind Unfälle, zum Beispiel im Straßenverkehr oder im Sport. Auch durch Stürze im Haushalt kann das Schienbein brechen. Ein Schaftbruch des Schienbeins tritt durch heftiges Verdrehen des Beines auf. Stürzt eine Person aus großer Höhe auf das ausgestreckte Bein, kann ein Bruch des Schienbeinkopfes die Folge sein. Ein typischer Bruch im Sport ist die Skischuhrand-Fraktur, bei der das Schienbein knapp über dem stabilen Skischuh bricht. Frakturen im Bereich des Sprunggelenks können auftreten wenn eine Person bei einem Sturz aus größerer Höhe mit dem Fuß zuerst aufkommt. Ebenso können sie infolge einer heftigen Quetschung in Erscheinung treten. Im Allgemeinen führt ein Schienbeinbruch zu heftigen Schmerzen und zu einer starken Schwellung im Bereich des Bruches. Auch ein Bluterguss kann Folge einer Tibiafraktur sein.
Wenn das Schienbein gebrochen ist, ist eine Belastung des Beins kaum mehr möglich. Sind bei einem Schienbeinbruch die Bruchstückenden verschoben, so ist dies bereits an der Verformung des Unterschenkels zu erkennen. Dieser kann verkürzt, verbogen oder verdreht sein. In einigen Fällen kommt es durch die Oberflächennähe des Knochens zu einem offenen Bruch, bei dem die Enden der Bruchstücke durch die Haut treten. Oftmals zeigen sich bei einem Schienbeinbruch weitere Schäden in den umliegenden Gewebestrukturen. Sind Nerven in Mitleidenschaft gezogen, können Sensibilitätsstörungen und Lähmungserscheinungen die Folge sein. Infolge eines Bruchs des Scheinbeins kann es außerdem zu Rissen an Muskeln, Sehnen und Bändern und zur Beschädigung eines Gelenks kommen. Ist der Schienbeinkopf gebrochen, so ist das Kniegelenk Teil der Verletzung. Ebenso kann bei einem Knöchelbruch auch eine Verletzung des Sprunggelenks vorliegen.
Diagnose
Die Diagnose kann bei einer Schienbeinfraktur aufgrund der eindeutigen Symptome recht schnell gestellt werden. Eine Röntgenuntersuchung dient dazu, das Ausmaß der Verletzung sowie eventuell vorliegende Begleitverletzungen einschätzen zu können. So kann zum Beispiel festgestellt werden, ob ein vollständiger Bruch vorliegt oder ob das Schienbein nur angebrochen ist. Besteht der Verdacht auf Gefäßschäden, so kann eine Angiographie oder eine Doppler-Sonographie Klarheit bringen. In einigen Fällen kommen auch eine Computertomographie oder eine Magnetresonanztomographie zum Einsatz. Die Schienbeinbrüche werden nach ihrer genauen Art und dem vorliegenden Schweregrad eingeteilt. Je nach Bruchstelle gibt es unterschiedliche Klassifikationssysteme. Nach dieser Einteilung kann eine genaue Planung der Behandlung erfolgen.
Therapie
Bei der Therapie einer Tibiafraktur spielen die Lokalisation und die Art des Bruchs eine wichtige Rolle. Ist lediglich der Schienbeinschaft gebrochen ohne dass z.B. Gefäße oder Nerven in Mitleidenschaft gezogen wurden, reicht eine konservative Therapie mittels Gips oft aus. Sind Nachbarstrukturen mitbetroffen oder sind durch den Bruch mehrere Trümmer entstanden, ist die Therapie deutlich komplexer. Oft muss dann in einer Operation mithilfe von Osteosynthesematerial (Metallplatten, Schrauben, Drähte) die Anatomie des Knochens wiederhergestellt werden. Anschließend ist auch in diesem Fall eine mehrwöchige Ruhigstellung des Beins indiziert.