Bei der Knorpeltransplantation im Knie handelt es sich um ein Operationsverfahren, bei dem Knorpelschäden mithilfe körpereigener Knorpelzellen repariert werden können. Diese Methode wird in Deutschland bisher von wenigen ausgesuchten Spezialisten durchgeführt. In den meisten Fällen erfolgt der Eingriff minimalinvasiv über zwei kleine Hautschnitte.
Info
Knorpelschäden am Knie können durch vielfältige Ursachen hervorgerufen werden. Unabhängig von den Auslösern führen sie im Laufe der Zeit zu Arthrose und damit zu fortschreitendem Gelenkverschleiß und Knieschmerzen. Von allein können diese Knorpeldefekte nicht ausheilen, da der Körper nicht in der Lage ist, den Knorpel an den Kniegelenkflächen nachwachsen zu lassen. Eine Knorpeltransplantation an der Kniescheibe oder anderen Gelenkflächen des Knies bietet die Möglichkeit, die fehlende Knorpelmasse durch körpereigene Knorpelzellen zu ersetzen. Damit diese Methode zum Einsatz kommen kann, muss der Patient gewisse Bedingungen erfüllen.
Für eine Knorpeltransplantation im Knie muss das Kniegelenk stabil sein. Darüber hinaus ist das Vorhandensein eines gut funktionierenden Restmeniskus wichtig, der unter anderem für die Führung des Kniegelenks von Bedeutung ist. Demnach eignet sich die Behandlung insbesondere für Patienten, bei denen ein Knorpelschaden, aber keine generelle Arthrose vorliegt. Rheuma, Morbus Bechterew und bakterielle Gelenkentzündungen zählen ebenfalls zu den Ausschlussgründen für eine Knorpeltransplantation im Kniegelenk. Bei adipösen Patienten und solchen, die unter Osteoporose leiden, sollte gleichfalls am Knie die Knorpeltransplantation nicht durchgeführt werden. Schätzungsweise kommt diese Behandlungsmethode aufgrund der vielen Gegenanzeigen nur für etwa 10 Prozent der Arthrose-Patienten infrage.
Eine Möglichkeit der Knorpel-Transplantation ist die Verpflanzung von Knochen-Knorpel-Zylindern. Bei diesem Verfahren wird ein zylinderförmiges Stück Knorpel-Knochen aus einem wenig belasteten Gelenkanteil entnommen und wie ein Dübel in den Defekt eingebracht. Bei größeren Knorpelschäden ist es nötig, mehrere Zylinder umzupflanzen. Die maximale Defektgröße für diese Therapieform beträgt drei Quadratzentimeter. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass in der Defektzone sofort funktionsfähiger hyaliner Knorpel vorliegt, der aufgrund des darunter liegenden Knochenblocks in der Regel gut einheilt. Jedoch ist die Durchführung des Eingriffs technisch schwierig und bedingt ein hohes operatives Geschick sowie Erfahrung.
Weitere Methoden
Einer weiteren Methode der Knorpeltransplantation ist die Knorpelzelltransplantation am Knie. Bei dieser werden zunächst in einer ersten Arthroskopie Knorpelzellen aus einem nicht belasteten Bereich des Gelenks entnommen. Diese werden in einem Spezialverfahren von ihrer Matrix befreit. Die dadurch frei gewordenen Knorpelzellen werden in die Lage versetzt, sich im Reagenzglas auf natürlichem Weg durch Zellteilung zu vermehren. Wurde genügend Knorpel für die Transplantation im Knie gewonnen erfolgt etwa zwei Wochen nach der Entnahme die Knorpelzelltransplantation im Kniegelenk. Hierzu wird das Knorpeldefektgebiet zunächst gesäubert und dieses Areal mit einem während der gleichen Operation entnommenen Knochenhautlappen abgedeckt. Im Anschluss daran werden die gezüchteten Knorpelzellen in das auf diese Weise verschlossene Defektgebiet eingespritzt. Dieses Verfahren wird auch als autologe Chondrozytentransplantation ACT bezeichnet. Die neuen Zellen müssen anwachsen, sich nochmals vermehren und eine völlig neue Knorpelgrundstruktur aufbauen. Damit dieser komplexe Vorgang für den Patienten günstig verläuft, ist eine korrekte Einhaltung der Nachbehandlungsvorschriften erforderlich.
In Abhängigkeit von Größe und Lage des Defekts, Alter des Patienten sowie Begleitveränderungen wie Beinachsenverhältnisse und Begleiterkrankungen ist diese Behandlungsmöglichkeit sehr differenziert anzuwenden. Häufig lassen sich deutliche Beschwerdebesserungen erzielen. Eine drohende Kniegelenksprothese kann so um Jahre herausgeschoben werden.
Eine Weiterentwicklung der autologen Chondrozytentransplantation bildet die Matrix assoziierte Chondrozytenimplantation MACI. Bei dieser werden die kultivierten Chondrozyten in einer als Matrix bezeichneten Trägersubstanz aus diversen Biomaterialien (z.B. Hyaluronsäure oder Kollagen) in den Defekt eingebracht und mit Gewebekleber oder Nähten fixiert. Damit entfällt die Abdeckung des Schadens mittels Knochenhautlappen. Da die Matrix den Defekt initial ausfüllt, kann die Gelenkoberfläche besser modelliert werden. Das derzeit innovativste Verfahren zur Knochen-Knorpeltransplantation heißt Chondro-Gide. Bei diesem besteht keine Notwendigkeit zur Zellkultivierung. Matrix-Vliese werden direkt in den aufbereiteten Defekt gelegt, um die Struktur für die Regeneration des Knorpels vorzugeben. Alle genannten Behandlungsmethoden können nur dann erfolgreich sein, wenn vorab sämtliche ursächlichen Störfaktoren beseitigt wurden. Meniskusläsionen müssen geglättet oder wieder angenäht werden. Bandinstabilitäten sind zu beseitigen, da insbesondere das vordere Kreuzband ausreichend stabil funktionieren muss.
Nebenwirkungen
Im Anschluss an eine Knorpeltransplantation im Kniegelenk ist eine sechs- bis achtwöchige Teilbelastung des Knies erforderlich. Das Tragen von gedämpftem Schuhwerk ist über vier bis sechs Monate anzuraten. Insbesondere beim Knorpeltransfer ist die passive Bewegungstherapie mittels Motorschiene für täglich vier bis sechs Stunden sinnvoll. Etwa nach sechs Wochen ist die vollständige Bedeckung des Defekts durch lebende Knorpelzellen erkennbar. In Bezug auf Dicke und Belastbarkeit sind diese jedoch nicht mit dem umliegenden Knorpelgewebe vergleichbar.
Gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren können nach etwa drei Monaten wieder aufgenommen werden. Die vollständige Einheilung des Knorpels ist etwa ein Jahr nach dem Eingriff erreicht. Ab diesem Zeitpunkt ist das Kniegelenk wieder voll belastbar und auch Sport kann in vollem Umfang ausgeübt werden.