Bei bestehender Kniearthrose sind Übungen für Muskeln, Sehnen und Gelenke in der Lage Beschwerden zu lindern, solange die operative Therapie noch nicht unumgänglich ist. Die Übungen dienen dem Muskelaufbau, der Kräftigung der Sehnen durch Streckung und der Beweglichkeit der Gelenke. Durch spezielle Übungen kann der Knorpel im Kniegelenk stärker mit Gelenkflüssigkeit durchspült werden, so dass er während der Übungsdurchführung sich mit Gelenkflüssigkeit vollsaugt und wieder ausgedrückt wird. Dieser Vorgang fördert die Elastizität des Knorpelgewebes und drängt die Entwicklung einer Arthrose zurück. Alle Sportarten mit sanfter Belastung für das Kniegelenk sind dafür geeignet, die Entwicklung der Arthrose aufzuhalten, Beschwerden zu lindern und den Zeitpunkt für eine operative Therapie hinaus zu schieben. Sie können die Reha nach einer operativen Therapie unterstützen. Ebenso unterstützen solche Übungen die konservative Therapie und mildern die Symptome einer sich herausbildenden Arthrose. Die Wiederherstellung einmal geschädigten Knorpel- und Knochengewebes durch Kniearthrose mittels Übungen ist nicht möglich. Viele Leistungssportler führen gezielt therapeutische Übungen durch, um durch Muskelaufbau und Sehnenkräftigung das Kniegelenk vorbeugend zu entlasten. Zu den Sportarten mit sanfter Belastung zählen Schwimmen – hierbei besonders Kraulen -, Aqua – Jogging, Nordic Walking und Radfahren (nicht Extremsport). Wie beim sportlichen Training sollten bei Arthrose im Knie die Übungen zunächst mit einer leichten Aufwärmung und Dehnung beginnen. Das regt den Kreislauf und den Stoffwechsel an. Wenn während der Übungen Schmerzen auftreten, dann sind Intensität und Anzahl der Wiederholungen einzuschränken.
- Übung 1: Stellen Sie sich aufrecht vor eine Wand, stützen Sie sich mit den Händen an der Wand ab und heben Sie abwechselnd die Fersen bei leichter Beugung des Knies. Nach zirka einer Minute Übungszeit wechseln Sie zu einer anderen Übung. Sie können diese Übung auch mit wechselseitigem Anheben des Knies ausführen.
- Übung 2: Stellen Sie sich in den Grätschstand mit weit gegrätschten Beinen. Beugen Sie die Knie und strecken Sie anschließend Knie, Sprunggelenk und Hüftgelenk. Die Füße gehen dabei mit angehobenen Fersen in den Ballenstand. Wiederholen Sie die Übung 30 Sekunden bis eine Minute lang.
- Übung 3: Seitlich am Boden liegend ziehen Sie das oben liegende Knie zum Oberkörper und umfassen es mit beiden Händen. Nach mehreren Wiederholungen wechseln Sie die Seite und führen die Übung mit dem anderen Bein durch.
- Übung 4: Auf dem Rücken liegend heben Sie jeweils ein Bein in die Luft und bewegen es wie beim Radfahren. Nach etwa 30 bis 60 Sekunden wechseln Sie zum anderen Bein.
- Übung 5: Aufrecht auf einem Stuhl sitzend stellen Sie die Füße auf den Boden. Die Knie sind im Winkel von 90 Grad abgewinkelt. Abwechselnd wird ein Bein gestreckt und mit der Ferse aufgesetzt, das andere Bein gleichzeitig gebeugt, herangezogen und mit dem Ballen aufgesetzt.
- Übung 6: Gerade auf einem Tisch oder Vorsprung sitzend werden die herabhängenden Füße frei hin und her geschwungen. Die Pendelbewegung wird etwa 30 bis 60 Sekunden ausgeführt. Im Unterschied zu Übungen für den Muskelaufbau sollen diese aufgeführten Übungen ohne Gewichte oder zusätzliche Belastungen durchgeführt werden. Sie dienen der belastungsfreien Förderung von Beweglichkeit und Funktionalität des Kniegelenks.
In Fitnessstudios gibt es verschiedene Geräte, die für den Muskelaufbau der Beinmuskulatur geeignet sind. Alle Geräte, die dem Krafttraining für die Oberschenkelmuskulatur dienen, können genutzt werden, sofern das Krafttraining mit dem behandelnden Orthopäden abgesprochen ist. Grundsätzlich gilt für die Benutzung von Geräten, Gewichten und Hilfsmitteln, dass die Knie bei Übungsausführung nicht durchgestreckt werden, weil das Knorpel und Gelenke zu stark belastet. Die Übungen sollen langsam durchgeführt werden und sind bei Auftreten von Schmerzen abzubrechen. Der vordere Beinstrecker im Oberschenkel ist für die Entlastung des Knies besonders wichtig. Bei der Benutzung des Trainingsgerätes für den Beinstrecker ist auf guten Sitz im Trainingsgerät mit aufliegenden Oberschenkeln zu achten. Die Füße werden flach auf die Platte des Gerätes aufgestellt, dann wird aus der Oberschenkelmuskulatur heraus die Platte weg gedrückt und langsam in die Ausgangsposition zurück geführt, ohne das Knie durchzudrücken. Der Beinstrecker kann auch ohne Geräte trainiert werden, in dem Sie aufrecht auf einem Stuhl sitzend beide Beine nach vorn ausgestreckt anheben und langsam wieder absenken. Die Übungen zum Muskelaufbau für das Knie bei Kniearthrose sind einer Physiotherapie bei Arthrose im Knie gleichzusetzen und sollten deshalb in jedem Fall mit einem Physiotherapeuten oder dem behandelndem Orthopäden abgesprochen werden.