Beschreibung:
Der Begriff „Allograft“ steht für eine Transplantation von Gewebe eines Individuums derselben Spezies. Beim Menschen handelt es sich also um ein Transplant eines anderen Menschen. Bei einer Kreuzbandplastik stammt das Transplantat von einem hirntoten Organspender. Die Auswahl an Sehnen, die das Kreuzband ersetzen können, ist groß. Kniescheibensehne, Semitendinosussehne (Oberschenkel), Quadrizepssehne, Achillessehne oder Tibialis-anterior-Sehne (Unterschenkel) kommen infrage. Die verwendeten Transplantate sind naturbelassen und werden tiefgefroren eingesetzt. Vergleicht man Allograft des Kreuzbandes und autologes Transplantat (empfängereigenes Material), ergeben sich für Anwendung in der Operation und spätere Funktion sehr ähnliche Werte.
Vorteile
Ein Allograft des Kreuzbandes hat gegenüber dem autologen Transplantat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil besteht darin, dass beim betroffenen Patienten keine eigene Sehne entnommen werden muss. Die Entnahmemorbidität, also die Gefahr einer Komplikation bei der Entnahme, entfällt somit. Das Transplantat eines Organspenders ist zudem in der Größe nicht begrenzt. Im Hinblick auf die eigentliche Operation (Kreuzbandplastik) verkürzt sich die Operationszeit, die Narbe fällt kleiner aus und die Schmerzen nach der Operation werden von vielen Patienten als weniger stark empfunden. Die Abstoßung eines Allografts im Rahmen eines Kreuzbandersatzes wurde in der Literatur bislang nicht beschrieben.
Nachteile
Spendersehnen sind menschliches Material, das nicht vom jeweiligen Empfänger stammt. Es ist nicht gänzlich geklärt, ob ein Allograft genauso gut wie ein Eigentransplantat einwächst. Bei Spendermaterial besteht trotz gründlicher Kontrollen immer ein minimales Restrisiko für Infektionen wie HIV oder verschiedene Formen der Hepatitis, etc. In Deutschland ist ein genaues mikrobiologisches Screening vorgesehen, das im Gegenzug die Anzahl der verwendbaren Transplantate erheblich einschränkt. Allgemein stehen bei weitem nicht genug Spendersehnen zur Verfügung. Ein weiterer Nachteil sind die hohen Kosten, die mit einem Allograft verbunden sind.
Nach genauem Studium der Datenlage liegt die Entscheidung für oder gegen ein Allograft also beim Patienten, immer in kompetenter Beratung durch den behandelnden Arzt.