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Kreuzband Therapie – Überblick & Vergleich der Therapieformen

Infolge starker mechanischer Belastung können sowohl das vordere als auch das hintere Kreuzband im Knie reißen. Da die zwei Enden nicht von allein zusammenwachsen, heilen solche Kreuzbandrisse nicht spontan. Es stehen jedoch verschiedene Therapieformen zur Verfügung, mit deren Hilfe die Stabilität des Kniegelenks wieder hergestellt werden kann. Welche Behandlungsmethode jeweils zum Einsatz kommt, hängt von den individuellen Ansprüchen des Patienten bezüglich seiner Mobilität und dessen Lebenssituation ab.

Überblick

Die Behandlungsformen lassen sich grob in die konservative Therapie und die chirurgische Therapie (Operation) unterteilen. Bei beiden Formen bieten sich verschiedene Ansätze respektive Behandlungskonzepte an. Eine Operation ist nicht in jedem Fall nötig. Studien zufolge profitieren hauptsächlich jüngere und sportlich aktive Patienten von der operativen Rekonstruktion des Kreuzbandes. Die Grundlage für eine konservative Therapie des Kreuzbandes bildet der physiotherapeutische Muskelaufbau, welcher der externen Stabilisierung des Kniegelenks dient.

Chirurgische Therapien haben dagegen den biomechanischen und anatomischen Wiederaufbau des Kreuzbandes und damit eine möglichst vollkommene Wiedererlangung seiner Funktionalität zum Ziel. Weder mit der konservativen noch mit der operativen Therapie kann nach einem Kreuzbandriss der ursprüngliche Zustand des Knies wieder vollständig hergestellt werden. Hier gilt die Healing-Response-Technik als Ausnahme, jedoch liegen über diese noch keine Langzeitstudien vor.

Vergleich

Ist das Ausmaß der Knieverletzung gering, kann nach einer Kreuzbandruptur eine konservative Kreuzband Therapie genügen. Eine ausschließlich konservative Behandlung kommt jedoch nur dann zum Einsatz, wenn der Patient sportlich nicht aktiv oder ein chirurgischer Eingriff aus Altersgründen nicht empfehlenswert ist. Im Allgemeinen ist diese Therapieform bei einem Riss des hinteren Kreuzbandes gebräuchlicher als bei einem Riss des vorderen Kreuzbandes. Durch einen konsequenten, gezielten Aufbau der Oberschenkelmuskulatur kann nach einem hinteren Kreuzbandriss oder bei geringer körperlicher Aktivität das Kniegelenk so gut stabilisiert werden, dass ein normaler Gebrauch auch ohne Operation wieder möglich ist. Die konservative Therapie setzt sofort nach Eintritt der Verletzung ein. Neben dem Muskelaufbau ist eine Kältetherapie Teil der Behandlung. Bei Bedarf kommen Unterarmgehstützen und Knieschienen zum Einsatz, um das betroffene Kniegelenk zu entlasten. Diese sollten jedoch nicht länger als unbedingt nötig verwendet werden. Eine Physiotherapie ist bei einem Kreuzbandriss anzuraten. Eine Ultraschalltherapie kann im Rahmen der konservativen Behandlung die Heilung unterstützen.

Bei einem Riss des vorderen Kreuzbandes und bei körperlich aktiven Patienten kommt meist eine operative Therapie zum Einsatz. Bei einem Riss des hinteren Kreuzbandes wird in der Regel nur operiert, wenn konservative Behandlungsmethoden keine Verbesserung bringen und das Knie instabil bleibt. Die Operation kann schon wenige Stunden nach dem Unfall, aber auch erst Monate oder Jahre später erfolgen. Letzteres ist beispielsweise der Fall, wenn zunächst nur eine geringe Instabilität vorliegt, die im Laufe der Zeit zu Beschwerden führt. Ein Zusammennähen der Enden des gerissenen Bandes ist aufgrund der zumeist ausgefransten Struktur und der beschädigten Gefäße nur sehr selten möglich und von Erfolg gekrönt. Deshalb besteht die Therapie normalerweise darin, das gerissene Kreuzband durch eine Kreuzbandplastik zu ersetzen. Eine solche Plastik kann aus körpereigenem Gewebe, aus dem Gewebe Verstorbener oder dem einer anderen Spezies bestehen. Als körpereigenes Implantat eignen sich das Kniescheibenband, die Semitendinosussehne oder die Quadrizepssehne. Der Vorteil bei Verwendung der Semitendinosussehne liegt gegenüber der Patellarsehne darin, dass die Verheilung der Entnahmestelle weniger schmerzhaft ist.

Beim Einsatz eines Transplantates von einem Toten oder einer anderen Spezies entfallen diese Schmerzen komplett, jedoch können hier Abstoßungsreaktionen auftreten. Für den Eingriff sind nur kleine Schnitte notwendig, durch die der Operateur das Sehnentransplantat mittels Arthroskopie über Bohrkanäle im Schienbein und im Oberschenkelknochen im Verlauf des Kreuzbandes anbringt und dort befestigt. Die operative Therapie ist bei einem Riss des vorderen Kreuzbandes in den meisten Fällen erfolgreich. Zumeist sind sportliche Aktivitäten im Anschluss wieder uneingeschränkt möglich. Bei einem Riss im hinteren Kreuzband ist die Erfolgswahrscheinlichkeit geringer, jedoch kann durch die Operation meist eine ausreichende Stabilität des Kniegelenks erreicht werden.

Nachteile

Die größten Nachteile der operativen Therapie des Kreuzbandes gegenüber der konservativen sind die langwierige Rehabilitation und die Arbeitsunfähigkeit von ca. 16 Wochen nach der Kreuzbandruptur. Die Healing-Response-Technik ist nur bei frischen Rissen des vorderen Kreuzbandes mit Abriss am Oberschenkelknochen oder bei einer Ruptur im Synovialüberzug möglich. Bei dieser Methode werden zunächst mittels Arthroskopie bestehende Begleitverletzungen versorgt. Im Anschluss daran wird im Bereich des Kreuzbandes das Knochenmark mit einer Ahle an mehreren Stellen geöffnet und dadurch der Austritt einer ausreichenden Menge von Stammzellen aus dem Mark ermöglicht. Das Kreuzband wird an seine Ansatzstelle verbracht und die Stammzellen übernehmen die Reparatur. Dieses Verfahren birgt weniger Risiken als eine Kreuzbandplastik und die volle Leistung des Kniegelenks kann schnell wieder erreicht werden.

Kreuzband Therapie – Überblick & Vergleich der Therapieformen
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