Die Facies patellaris (Artikulationsfläche mit der Kniescheibe) ist Bestandteil des Kniegelenks (Articulatio genus). Dies ist ein sogenanntes zusammengesetztes Gelenk und besteht aus den Teilgelenken Articulatio femoropatellaris (Kniescheibengelenk) und Articulatio femorotibialis (Kniekehlgelenk). Die Facies Patellaris gehört zum Articulatio femoropatellaris und bildet die Artikulationsfläche mit der Kniescheibe. Sie liegt auf dem nach vorne weisenden Teil des distalen (von der Körpermitte entfernt) Femur (Oberschenkelknochen).
Anatomie und Aufbau der Facies patellaris
Gemeinsam mit der Kniescheibe (Patella) bildet die Facies Patellaris das bereits erwähnte Articulatio femoropatellaris (Kniescheibengelenk). Beide stehen also in gelenkiger Verbindung miteinander. Die Topografie der Facies patellaris am Femur zeichnet sich durch eine mediane Vertiefung auf, die nach unten in die Fossa intercondylaris (Grube zwischen den Kondylen) ausläuft.
Nach lateral (von der Körpermitte abgewandt) und kranial (zum Kopf hin) dehnt sich die Gelenkfläche weiter aus als nach medial (zur Körpermitte hin) und kaudal (zu den Füssen hin). Beide Gelenkpartner sind mit hyalinem Gelenkknorpel (Cartilago articularis) überzogen und werden funktionell als Schlittengelenk bezeichnet, da der auf der Rückseite der Kniescheibe liegende First bei Beugung durch die Rinne der Facies patellaris gleitet. Je nach Winkelgrad der Beugung ergeben sich hierbei unterschiedliche Kontakt- und Belastungszonen für die Knorpelanteile beider Gelenkpartner.
Funktion der Facies patellaris
Die Facies patellaris bietet der Patella einen Gelenkpartner, der den Bewegungsweg sichert und somit indirekt zur funktionellen Vergrößerung der Kraftentwicklung des Musculus quadriceps femoris (vierköpfiger Oberschenkelmuskel) durch Verlängerung des Hebelarms beiträgt. Hierdurch ergibt sich eine 44% Kraftersparnis. Der Anpressdruck der Kniescheibe steigt mit zunehmender Beugung kontinuierlich und erreicht bei 70-75° ein Maximum. Aufgrund der hohen wirksamen Kräfte ist der Gelenkknorpel im Kniescheibengelenk vergleichsweise stark angelegt.
Mögliche Verletzungen und Erkrankungen der Facies patellaris
Das Articulatio femoropatellaris ist (in Deutschland) das Gelenk mit der höchsten Arthrose-Rate. Dies liegt an der bereits beschriebenen hohen Belastung zwischen den Gelenkpartnern. Zudem kann die Gleitrinne der Facies Patellaris nicht genügend ausgebildet sein und daher die Führung der Patella mehr nach lateral abweichen. Entsprechend steigt der Anpressdruck der Kniescheibe auf ein unnatürliches Maß an. Dies kann einerseits langfristig zu vermehrtem Abrieb und Verschleiß des Knorpelgewebes führen. Andererseits ist in Extrempositionen eine Patellaluxation (Verrenkung) möglich, bei der je nach Schweregrad der Fehlausbildung mit einem Rezidiv zu rechnen ist. Um eine wiederholte Schädigung des Cartilago articularis zu vermeiden, ist in diesem Fall eine operative Therapie angeraten. Bei arthrotischen Veränderungen innerhalb des Kniescheibengelenks sind je nach Schwere der Schädigung unterschiedliche konservative bzw. operative Maßnahmen möglich.