Die Kniescheibe, welche in der medizinischen Fachsprache auch als Patella bezeichnet wird, übt in der gesamten Anatomie des Kniegelenks eine wichtige Funktion aus. Die Kniescheibe ist ein flacher und scheibenförmiger, welcher von vorne betrachtet als dreieckiger Knochen gesehen wird, wobei diese an den Gelenkflächen beteiligt ist. Die Funktion der Kniescheibe wird auch als Sesambein bezeichnet, welche in der Sehne des vierköpfigen Oberschenkelmuskel, dem Musculus quadriceps femoris fungiert. Durch die Kniescheibe wird das gesamte Kniegelenk ausreichend geschützt und vervielfacht gleichzeitig die Kraftentwicklung des sogenannten Quadrizeps mit Hilfe der Verlängerung des Hebelarms. Die vordere Fläche der Kniescheibe, auch als Facies anterior patelleae bezeichnet, weist hierbei kleine Öffnungen auf, wodurch alle wichtigen für die Versorgung notwendigen Gefäße in das Innere des Knochens gelangen können.
Anatomischer Aufbau der Facies anterior patellae
Die anatomischen Maße der gesamten Kniescheibe betragen in der Länge etwa 4 cm und in der Breite zirka 5 cm, wobei die Dicke zwischen 2 bis 3 cm misst. Die vordere Fläche der Kniescheibe ist besonders rau und mit zahlreichen Furchen, sowie Rillen versehen, welche senkrecht verlaufen. Diese dienen wiederum der besseren Anheftung des sogenannten praepatellaren Sehnenspiegels. Dagegen zeigt die Patellaspitze hierbei zahlreiche rückseitige Gefäßöffnungen, welche mit ihrer Rückfläche, dem Apex, an den Hoffa’schen Fettkörper, welcher medizinisch auch als Corpus adiposum infrapatellare bezeichnet wird, grenzt. Die Patellagelenkfläche, auch als Facies articularis bezeichnet, wird dabei von hyalinem Knorpel überzogen, einzige Ausnahme bildet hierbei der Apex und ruht im Randbereich auf der sogenannten Gelenkkapsel.
Anatomische Lage und Begrenzungen der Facies anterior patellae
Bei gestrecktem Knie springt die Patella besonders stark hervor, wobei diese dann flach auf der Facies patellaris femoris sich bei erschlafften Quadrizeps besonders gut seitlich, proximal sowie distal verschieben lässt. In der Beugung hingegen gelangt sie deutlich tiefer zwischen die sogenannten Femurkondylen, lässt sich dadurch nur schwer verschieben und ist dabei sichtbar. Die Patella wird hierbei vom sogenannten Femur abgehoben, wogegen sie sich gegen den Femur drücken lässt und springt beim Nachlassen des Drucks sofort wieder zurück.
Funktion der Facies anterior patellae
Aufgabe der Kniescheibe ist es, den Abstand des Kraftvektors am Quadrizeps zu vergrößern, wobei dabei der Hebelarm der Streckmuskulatur des gesamten Oberschenkels verlängert wird. Aus dieser Hebelverlängerung ergeht eine enorme Krafteinsparung von bis zu 44 Prozent hervor. Hierbei werden die entstehenden Kräfte von der Patella zentralisiert und reibungslos auf das Ligamentum patellae und Tuberositas tibiae übertragen. Hierbei sind die Kräftewirkungen auf die Ansatzsehne des sogenannten Musculus quadriceps und das Ligamentum patellae sehr unterschiedlich. Genau in diesem Bereich übernimmt die vordere Fläche der Kniescheibe, die Facies anterior patellae eine Schutzfunktion für den Femur, wobei die Kontaktfläche mit diesem deutlich vergrößert wird. Ebenfalls wird dadurch eine optimale Kraftverteilung auf den Femur ermöglicht, wobei der enorme Vorteil darin besteht, das zwei mit Gelenkknorpel überzogene Gelenkflächen vorhanden sind. In der sogenannten Extension, der Streckbewegung, wird hierbei von der Kniescheibe eine enorme Strecke von bis zu zehn Zentimeter über den Oberschenkelknochen zurückgelegt.
Mögliche Verletzungen und Erkrankungen der Facies anterior patellae
Die Kniescheibe kann aufgrund von Fehlbildungen eine ungenügende Ausbildung, eine sogenannte Patelladysplasie, welche durch ausbleibende Verschmelzung der Knochenkerne zu einer Verrenkung der Kniescheibe, einer Patellaluxation führen. Auch Folgen eines Bruchs der Kniescheibe, der sogenannten Patellafraktur, können schmerzhafte Folgen einer unvorhergesehenen Gewalteinwirkung, welche durch einen Unfall hervorgerufen wurde, sein. Ebenfalls können chronische Erkrankungen des Kniescheibengelenkes, die sogenannten Arthrosen zu einer Retropatellararthrose führen.