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Achillessehne / Tendo calcaneus – Anatomie + Achillessehnenratgeber

Die Achillessehne (Tendo calcaneus) ist die Ansatzsehne des Musculus triceps surae (Dreiköpfiger Wadenmuskel). Dieser setzt sich aus zwei Einzelmuskeln zusammen: dem Musculus gastrocnemius (zweiköpfiger Wadenmuskel) und dem Musculus soleus (Schollenmuskel). Die Achillessehne ist die dickste und stärkste Sehne im menschlichen Körper. Dennoch kann es bei Über- oder Fehlbelastungen zu einer Achillessehnenruptur kommen.

Lage und Anatomie der Achillessehne

Die Achillessehne verbindet den Musculus triceps surae mit dem Fersenbein (Calcaneus). Am Fersenbein setzt sie an einem rückwärtigen Knochenvorsprung, dem Tuber calcaneus, auf dessen gesamter Breite an. Dabei zieht die Achillessehne über den oberen Bereich des Tuber calcaneus hinweg und setzt erst ein Stück weiter distal an. In diesem oberen Bereich liegt zwischen Knochen und Sehne ein Schleimbeutel, die Bursa tendinis calcanei. Während die Sehne an ihrem Ansatz und Ursprung relativ breit ist, verjüngt sie sich in der Mitte zur sogenannten “Achillessehnentaille”.

Die Sehne verläuft in einem gewissen Abstand zu den Unterschenkelknochen und liegt dabei zwischen dem oberflächlichen und dem tiefen Blatt der Unterschenkelfaszie. Ein ebenfalls von den beiden Faszienblättern eingeschlossener Fettkörper, das Corpus adiposum subachilleum, füllt den Raum zwischen Sehne und Knochen aus. Die Haut über der Achillessehne ist dünn und verschieblich, die Achillessehne selbst gut tastbar. Mit Blut versorgt wird die Achillessehne durch Äste der hinteren Schienbeinarterie (Arteria tibialis posterior) und der Wadenbeinarterie (Arteria fibularis).

Funktion der Achillessehne

Die Achillessehne überträgt die Kraft des Musculus triceps surae auf die Sprunggelenke. Die wichtigste Aufgabe des Muskels ist die Beugung im oberen Sprunggelenk (Plantarflexion). Zusätzlich bewirkt er im unteren Sprunggelenk eine Supination (Anheben des inneren Fußrandes, Absenken des äußeren). Über den Musculus gastrocnemius ist die Sehne auch an der Kniebeugung beteiligt; dieser Aspekt ist aber von nachrangiger Bedeutung. Mit einer mittleren Sehnenquerschnittsfläche von 80 Quadratmillimetern ist die Achillessehne die dickste Sehne im menschlichen Körper und besitzt eine Tragkraft von fast einer Tonne. Hohen Belastungen ist die Sehne v.a. bei kräftigen Abstoßbewegungen ausgesetzt.

Mögliche Erkrankungen und Verletzungen der Achillessehne

Eine Achillessehnenruptur tritt für den Betroffenen meist plötzlich und ohne Vorankündigung auf. Zwar geht einer Ruptur fast immer eine chronische Degeneration der Sehne voraus, diese bleibt aber häufig schmerzfrei und damit unbemerkt. Als Ursachen der Vorschäden kommen beispielsweise sportliche Über- oder Fehlbelastungen, muskuläre Dysbalancen, Fußfehlstellungen, Bandinsuffizienzen, Durchblutungsstörungen oder toxische Einflüsse infrage. Fortgeschrittenes Alter und Übergewicht sind zusätzliche Risikofaktoren. Am gefährdetsten sind Männer im 4. und 5. Lebensjahrzehnt, die in jüngeren Jahren sportlich aktiv waren und nach einer mehrjährigen Sportpause wieder in den Sport einsteigen. Sportarten mit vielen Sprungbewegungen und abrupten Richtungswechseln, z.B. Handball, Tennis, Badminton oder Squash, gelten als besonders begünstigend.

Eine Achillessehnenruptur erfolgt meist ca. 4 – 6 cm über dem Sehnenansatz, da die Sehne hier am dünnsten und am schlechtesten versorgt ist. Der Riss geht typischerweise mit einem lauten Knall (“Peitschenschlag”) und stechenden Schmerzen einher. Zehenstand und kräftige Plantarflexion sind nicht mehr möglich, Treppensteigen ist erschwert. Zusätzlich werden Schwellungen und oft Blutergüsse sichtbar. Die Behandlung erfolgt operativ oder konservativ durch Ruhigstellung. Im Idealfall (und besonders bei Hobbysportlern) kann das vorausgehende Trainingsniveau wieder erreicht werden. Für Leistungssportler kann eine Achillessehnenruptur aber auch das Karriereaus bedeuten.

Neben der Ruptur sind geläufige Erkrankungen der Achillessehne die degenerative Tendopathie und die Achillodynie, ein Schmerzsyndrom unklarer Ursache. Beides betrifft v.a. Laufsportler. Ein weiteres Krankheitsbild ist die sogenannte Haglund-Ferse, bei der sich im Sehnenansatzbereich am Fersenbein ein knöcherner Fersensporn entwickelt. Dieser ist besonders unter Druckbelastung (z.B. durch enge Schuhe) schmerzhaft und geht oft mit Schleimbeutelentzündungen einher.

Achillessehnenratgeber

Generell erhöht sportliche Aktivität die Elastizität und Widerstandsfähigkeit der Achillessehne. Lebenslanges moderates Training außerhalb der Risikosportarten ist also die beste Prävention einer Achillessehnenruptur. Untrainierte und Wiedereinsteiger sollten zu plötzliche und extreme Belastungen vermeiden, sich vor jedem Training aufwärmen und die Trainingsintensität vorsichtig steigern. Dies gilt insbesondere nach dem 35. Lebensjahr. Wer Schmerzen an der Achillessehne bemerkt, sollte diese unbedingt als Warnsignal ernst nehmen und sich sportmedizinisch beraten lassen.

Achillessehne / Tendo calcaneus – Anatomie + Achillessehnenratgeber
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