Med-Library.com

Umstellungsosteotomie Knie – Beschreibung, Vorteile & Nachteile

Häufig entstehen Schäden im Kniegelenk durch eine Fehlbelastung infolge einer starken O- oder X-Beinstellung. Diese führt dazu, dass die Gelenkflächen des Knies ungleichmäßig beansprucht werden. Eine Umstellungsosteotomie des Knies kann eine solche Fehlstellung in der Beinachse beseitigen und so Folgeschäden wie Arthrose vermeiden helfen. Auch bei einer bereits bestehenden Arthrose kann eine solche Korrekturoperation Besserung bringen.

Beschreibung

Ziel einer Umstellungsoperation des Knies ist es, durch Veränderung der Beinachse und somit der Kniebelastung geschädigte Knorpelanteile zu entlasten. Die Korrekturosteotomie erfolgt heutzutage zumeist minimalinvasiv. Grundvorhaussetzung für eine Umstellungs OP im Knie sind die 100-prozentige Beugefähigkeit und nur minimal eingeschränkte Streckfähigkeit des Kniegelenks. Eine bereits vorliegende Arthrose sollte sich nicht über das gesamte Gelenk erstrecken. Sind die Schmerzen diffus und können die Patienten diese nicht genau lokalisieren, ist Vorsicht angeraten, da in diesem Fall die Arthrose meist schon zu weit fortgeschritten ist. Eine Knie Geradestellung eignet sich vor allem für Patienten, die nicht wesentlich älter sind als 60 Jahre. Da Menschen höheren Alters oft bereits unter einem höhergradigen Verschleiß des Kniegelenks leiden, können sie häufig kaum noch von einer Osteotomie des Knies profitierten, sodass ihnen mit einem künstlichen Kniegelenk oftmals besser geholfen ist.

Eine Osteotomie des Knies sollte nicht durchgeführt werden, wenn der Patient unter Osteoporose, rheumatischer Arthritis oder einer sogenannten Pseudogicht leidet. In diesen Fällen sprechen eine verminderte Fähigkeit der Knochenheilung sowie der schlechte allgemeine Zustand des Gelenkknorpels gegen eine Operation. Deshalb sollte vor jeder Umstellungsosteotomie eine gründliche Untersuchung aller Knorpelabschnitte des jeweiligen Kniegelenks erfolgen. Ein weiteres Ausschlusskriterium für eine Knie Osteotomie ist deutliches Übergewicht. In der Regel erfolgt die Knie Umstellungsosteotomie bei O-Beinen im Bereich des Unterschenkelkopfes. Der Knochen wird hierzu am oberen Ende des Schienbeins durchtrennt. Die Beinachse muss vorab ausgemessen werden, damit die Korrektur genau dort erfolgen kann, wo die Fehlstellung vorliegt. Die Durchtrennung kann mittels verschiedener Verfahren durchgeführt werden. Bei der subtraktiven respektive zuklappenden Osteotomie (Closed Wedge) wird an der Außenseite des Tibiakopfes ein Knochenkeil entnommen. Dadurch verlagert sich die Tragachse des Knies von innen nach außen. Abschließend werden mithilfe einer Platte die Knochenenden fest miteinander verbunden. Bei der additiven beziehungsweise aufklappenden Tibiakopfosteotomie (Open Wedge) erfolgt ein Aufspreizen des Unterschenkelkopfes auf der Innenseite. Der durchtrennte Knochen wird anschließend durch Platten, Schrauben oder Klammern stabilisiert. Der auf diese Weise künstlich erzeugte Spalt wird innerhalb relativ kurzer Zeit mit nachwachsendem Knochenmaterial aufgefüllt.

Bei einer X-Beinfehlstellung erfolgt die Korrektur am Oberschenkelknochen. Auch hier gibt es die Möglichkeit zur subtraktiven oder additiven Umstellungsoperation des Knies. Bei einem O-Bein erfolgt im Rahmen der Knie Osteotomie die Korrektur zu einem leichten X-Bein. Hier ist auch von einer Valgisierungsosteotomie des Knies die Rede. Bei einem X-Bein wird die Beinachse im Kniegelenk dagegen maximal gerade gestellt. Dieser Vorgang, bei dem zusätzlich die Raffung des Innenbandapparates im betroffenen Kniegelenk nötig ist, wird als Varisierungsosteotomie des Knies bezeichnet. Eine Knie Umstellungsoperation dauert etwa ein bis zwei Stunden. Die Operation kann in Teilnarkose (Rückenmarkanästhesie) oder in Vollnarkose durchgeführt werden. In der Regel erfolgt eine stationäre Aufnahme. Der Krankenhausaufenthalt dauert in der Regel vier bis sieben Tage. In einigen Fällen wird der Eingriff auch ambulant ausgeführt. Die Fäden können nach 10 bis 12 Tagen gezogen werden. Nach der Operation ist die Beweglichkeit des Kniegelenks bis zu drei Wochen leicht eingeschränkt. Bis zur sechsten postoperativen Woche sollte das Knie nach der Geradestellung nicht voll belastet werden, da der Knochen diese Zeit benötigt, um vollständig zusammenzuheilen. In dieser Zeit sollten keine Medikamente und Substanzen eingenommen werden, welche die Knochenheilung negativ beeinflussen könnten. Hierzu zählt insbesondere das Rauchen. Danach kann die Belastung des Kniegelenks zunehmend gesteigert werden.

Physiotherapeutische Maßnahmen unterstützen nach einer Knie Umstellungsosteotomie gezielt den Muskelaufbau. Sportarten, die das Kniegelenk nur wenig belasten und ohne Stoß- und Druckbelastungen auskommen wie Schwimmen, Fahrrad fahren und leichtes Nordic Walking sind bereits vier Wochen nach der Umstellungsosteotomie wieder möglich. Sie unterstützen die Heilung zusätzlich und steigern auf schonende Weise die Belastungsfähigkeit. Einseitige Aktivitäten und Fehlbelastungen schränken dagegen die Genesung ein und sollten deshalb unterbleiben. Die Wiederaufnahme anderer Sportarten sollte nur in Absprache mit dem zuständigen Mediziner erfolgen. Nach völliger Verheilung können nach etwa einem Jahr unter Lokalanästhesie die Metalle aus dem Körper entfernt werden. Im Anschluss an diesen Eingriff kann das Knie sofort wieder voll belastet werden. Vermehrt werden heute auch Materialien benutzt, die dauerhaft im Körper verbleiben können und somit eine zweite Operation unnötig machen.

Vorteile

Von einer Varisierungs- oder Valgisierungsosteotomie des Knies profitieren hauptsächlich jüngere, sportlich aktive Patienten, die unter eine Knieinstabilität oder deutlichen O-Beinen leiden. Eine Korrekturosteotomie des Knies kann Studien zufolge in über 80 Prozent der Fälle den Einsatz einer Knieprothese zum Teil um bis zu 20 Jahre aufschieben und so die uneingeschränkte Mobilität der Patienten für eine lange Zeit sicherstellen. Insbesondere bei einseitigen Arthrosen des Knies bietet eine Achsenkorrektur oftmals eine Alternative zum Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks. Zudem kann der Eingriff, der extraartikulär, das heißt außerhalb der Gelenkkapsel erfolgt, mit Knorpelersatzverfahren kombiniert werden. Nach einer schonend vorgenommenen Umstellungs OP des Knies ist die spätere Implantation einer Knie-TEP meist ohne größere Probleme möglich.

Nachteile

Eine Umstellungsosteotomie des Knies kann einen bereits vorliegenden Gelenkverschleiß nicht rückgängig machen und bringt keinen Erfolg bei zu weit fortgeschrittener Arthrose. Die Operation ist recht anspruchsvoll und wird in Deutschland nur von rund zehn Prozent der Operateure durchgeführt. Die Nachbehandlungsdauer ist bei dieser Operationsmethode relativ lang, deshalb empfiehlt sich vor allem bei älteren, weniger aktiven Patienten eher der Einsatz einer Knieprothese. Gegenüber dieser ist die Komplikationsrate (Nekrose, Infekt, Pseudoarthrose, Kompartment) der Knie Umstellungsoperation höher. Laut Statistiken fallen auch die Langzeitergebnisse gegenüber Uni-Knie-Implantaten weniger gut aus. Während bei Unischlitten 90 Prozent der Patienten nach 10 Jahren zufrieden mit dem Ergebnis sind, sind es bei der Umstellungsosteotomie nur 60 bis 70 Prozent.

Umstellungsosteotomie Knie – Beschreibung, Vorteile & Nachteile
3.6 (71.47%) 75 vote[s]