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Knorpelzüchtung Knie – Definition, Wirkungsweise & Erfolgsquote

Definition:

Bei der Knorpelzüchtung im Knie handelt es sich um eine innovative Art, Knorpelgewebe mithilfe einer Knorpeltransplantation oder Chondrozyten-/Knorpelzelltransplantation neu zu bilden. Dadurch wächst in dem Bereich des Knorpelschadens innerhalb des Gelenks echtes Knorpelgewebe nach und bietet somit erstmals die Möglichkeit eine vollständige Genesung der defekten Knorpel zu erreichen. Die Technik eignet sich für kleinere isolierte Knorpeldefekte. Eine ausgedehnte Arthrose kann damit aktuell nicht zufriedenstellend therapiert werden.

Wirkungsweise

Der erste Schritt zur erneuten Knorpelbildung im Knie ist die Entnahme von Knorpelgewebe. Diese reiskorngroße Knorpelgewebeprobe (Biopsat) wird während einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) dem nicht belasteten gesunden Kniebereich entnommen. Dieses Gewebe ist die Grundlage für die neu zu züchtenden Knorpelzellen.

Die Zellen werden anschließend in einem speziellen Zellkulturlabor isoliert und danach in steriler Atmosphäre kultiviert. Dieser Eingriff wird ambulant durchgeführt und dauert etwa 30 Minuten. Während dieser Zeit wird dem Patienten ungefähr 120 bis zu 150 Milliliter Blut abgenommen, um es im Labor für die Serumgewinnung zu nutzen.

Im zweiten Schritt zur Knorpelzüchtung fürs Kniegelenk werden die entnommenen Knorpelzellen im persönlichen Patientenserum vermehrt. Durch dieses Verfahren werden Kontakte mit fremden Proteinen komplett ausgeschlossen, da die Zellen allein vom individuellen Blutserum konditioniert werden. Der Herstellungsprozess dauert normalerweise 3 bis 4 Wochen. Während dieser Zeit sind winzige dreidimensionale Knorpelzellaggregate entstanden. Ist die Kultivierungszeit beendet, wird dem behandelnden Arzt das individuelle biologische Arzneimittel unter gesicherten Bedingungen innerhalb spezieller Kühlbehälter wieder zugeschickt.

Der abschließende dritte Schritt beinhaltet die Implantation der neuen Knorpelzellen. Die sogenannten Chondrospheren (Knorpelkügelchen) können nun mittels eines minimalinvasiven Eingriffs, nach der Entfernung des defekten Gewebes, dem vorbereiteten Kniebereich hinzugefügt werden. Nehmen die Kügelchen den Kontakt mit dem Defekt des Knorpels auf, haften sich Adhäsionsproteine (Verbindungsmoleküle) nach ungefähr 10 Minuten mechanisch und stabil direkt am Knochen fest. Im weiteren Verlauf wachsen die gezüchteten Knorpelzellen so lange in den Defekt hinein, bis er wieder vollkommen ausgefüllt ist. Dieser Eingriff wird unter arthroskopischer Sicht minimalinvasiv ausgeführt und dauert normalerweise circa 30 bis 60 Minuten.

Erfolgsquote

Die Erfolgsquote ist sehr hoch, da die Knorpelbildung innerhalb des Knies durch echtes körpereigenes Gewebe erfolgt. Somit ist erstmals eine vollkommene Heilung von defekten Knorpeln im Knie möglich. Diese innovative Technik erlaubt nun eine arthroskopische Behandlung am Hüft- und Sprunggelenk sowie am Knie. Durch die Knorpelzüchtung im Knie erkennt der Organismus die neuen Zellen, da hierin ähnliche biomechanische Merkmale auftreten wie in den naturgegebenen Knorpel, sodass gesundes Knorpelgewebe entsteht. Dies übernimmt sämtliche schützenden Funktionen, welche das geschädigte Kniegelenk nicht mehr erfüllen konnte.

Info

Nach ungefähr sechs Wochen soll eine Teilbelastung mithilfe von Gehstöcken beginnen. Maximal drei Monate danach kann auf die Gehhilfen verzichtet werden. Schwimmen und Radfahren sowie anderer gelenkschonender Sport sind nach ungefähr 3 Monaten empfehlenswert. Mit einer vollständigen Regeneration des Kniegelenks wird etwa 1 Jahr nach dem Eingriff gerechnet. Die vollkommene Einheilung der Knorpelzüchtung Kniegelenk ist nun abgeschlossen. Das Kniegelenk kann wieder vollständig belastet werden.

Knorpelzüchtung Knie – Definition, Wirkungsweise & Erfolgsquote
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