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Kniescheibe versetzen – Beschreibung, Heilungsverlauf & Folgen

Jedes Herausspringen der Kniescheibe kann zu irreparablen Schäden ihrer Knorpeloberfläche führen. Nach der ersten Patellaluxation besteht ein 50-prozentiges Risiko für ein erneutes Herausspringen. Da die Wahrscheinlichkeit eines Knorpelschadens mit der Zahl der Luxationen deutlich steigt, zielt eine Behandlung darauf hin, ein weiteres Herausspringen zu vermeiden, um langfristig die Entstehung einer Arthrose im Kniegelenk zu vermeiden. Hilft eine konservative Therapie auf Dauer nicht, kann es nötig sein, in einem operativen Eingriff die Kniescheibe zu versetzen.

Beschreibung

Die Ursache für die fehlerhafte Zentrierung des Streckapparats respektive der Kniescheibe ist in den meisten Fällen eine Kombination knöcherner, ligamentärer und muskulärer Abweichungen des Beines. Bei der Operation wird der Ansatz der Sehne am Schienbein nach innen versetzt. Dadurch verlagert sich auch die Kniescheibe in ihrer Gleitbahn weiter nach innen. Diese Operationsmethode, die am offenen Knie durchgeführt wird, eignet sich für Patienten, bei denen keine schweren nach innen gerichteten Knorpelschäden vorliegen. Rotationsfehler des Schienbeins und des Oberschenkelknochens sollten ebenfalls ausgeschlossen werden. Während der Operation wird der knöcherne Ansatz der Patellasehne fast vollständig vom Schienbein gelöst und nach innen versetzt. Dort wird er zunächst provisorisch fixiert, um zu überprüfen, ob die Kniescheibe sich in ihrer neuen Bahn gut bewegen kann. Ist das Ergebnis zufriedenstellend, ersetzt eine versenkte Flachkopfschraube die provisorische Befestigung. Liegt ein Kniescheibenhochstand vor, kann der Ansatz der Kniescheibensehne zusätzlich nach unten versetzt werden.

Heilungsverlauf

Das Bein muss nach dem Eingriff für etwa sechs Wochen entlastet werden. Passive kontinuierliche Übungstherapien auf einer Motorschiene werden in der Regel bereits am ersten Tag nach der Operation durchgeführt. Postoperative Bewegungsübungen sind ab dem dritten Tag möglich. Die Mobilisation des Patienten erfolgt in angelegter Tutorschiene bei einer Teilbelastung von maximal 20 kg. In den ersten zwei Wochen wird die Kniebeugung auf maximal 60 Grad und anschließend für weitere zwei Wochen auf 90 Grad beschränkt. Die passive Bewegungssteigerung erfolgt je nach vorliegendem Reizzustand des Kniegelenks. Bei der Krankengymnastik wird insbesondere auf die Kräftigung der Oberschenkelstreckersmuskulatur Wert gelegt. Auch das Training des inneren vorderen Oberschenkelmuskels spielt eine wichtige Rolle, da hierdurch der Kniescheibenverlauf günstig beeinflusst werden kann. Ein Dehnen der hinteren Oberschenkelmuskulatur ist ebenfalls sinnvoll. Die Entfernung der Schrauben erfolgt nach etwa sechs Monaten.

Folgen

Da durch die Lagekorrektur die Patella in ihrer Gleitbahn weiter innen verläuft, wird das Ausrenken deutlich erschwert. Der Erfolg der Operation ist abhängig von der Zahl der vorausgehenden Luxationsereignisse und den daraus resultierenden vorbestehenden Knorpelschäden. Auch wenn die Behandlung optimal verläuft, ist mittel- und langfristig mit einer Schädigung der Knorpelgleitfläche von Oberschenkel und Kniescheibe zu rechnen.

Kniescheibe versetzen – Beschreibung, Heilungsverlauf & Folgen
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