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Harndrang (Mann): Definition, Ursachen & Therapie (Hilfsmittel)

Harndrang ist das natürliche Bedürfnis die Blase zu entleeren. Er dient somit als hilfreiches Signal zeitnah eine Toilette aufzusuchen. Bis dies geschieht, kann dank der Anatomie des Blasenverschlusses, der Harndrang für eine gewisse Zeit unterdrückt werden.

Kommt es beim Mann zu Veränderungen der Vorsteherdrüse (Prostata) oder Entzündungen im Bereich der Blase, so kann der Ablauf von Harndrang und Blasenentleerung gestört sein. Harndrang kann dann vermehrt oder stärker auftreten als normal. Ebenso kann es unter bestimmten Bedingungen zu einem Wegfall von Harndrang kommen.

Dies und mehr wird folgender Artikel näher erläutern.

 

Wie entsteht Harndrang?

Harndrang ist eine Empfindung, die durch eine volle Blase verursacht wird.

Bei der Harnblase (Vesica urinae) handelt es sich um ein muskuläres Hohlorgan, das der Speicherung von Harn (Urin) dient. Dieser wird rund um die Uhr von den Nieren produziert und über die Harnleiter in die Blase geleitet. Am Boden der Blase bzw. am Blasenausgang befinden sich zwei Schließmuskel; der sogenannte „innere“ und „äußere Schließmuskel“ [1]. Der äußere Schließmuskel kann willentlich gesteuert und somit bewusst angespannt werden.

Drückt die Blase sehr, so kann ein festes Anspannen dieses Muskels den Harnfluss für eine gewisse Zeit willentlich zurückhalten. Das maximale Fassungsvermögen der Blase liegt hierbei bei etwa 800 ml; Harndrang setzt jedoch bereits bei geringeren Füllmengen von etwa 350 ml ein [1][2]. Die genauen Schwellenwerte können jedoch von Mensch zu Mensch schwanken. Prinzipiell ist das Fassungsvermögen der männlichen Blase geringer als das der Frau [2].

Von der Blase wird der Urin über die Harnröhre ausgeschieden; die männliche Harnröhre ist etwa 20 cm lang und verläuft durch die Vorsteherdrüse (Prostata); ein männliches Drüsenorgan, das direkt unter der Blase zu liegen kommt [1].

Die Information des Füllzustands der Blase wird über Nervenfasern aus dem Blasenmuskel kontinuierlich an das Gehirn weitergeleitet. Dementsprechend benötigt es eine gesunde Blase, funktionierende Nervenfasern und entsprechende Hirnareale, um diesen Vorgang einwandfrei ablaufen zu lassen. Folglich können Schäden in diesen drei Bereichen, Störungen im Bereich des Harndrangs bzw. des Wasserlassens mit sich bringen.

 

Wieviel Harndrang is normal?

Erwachsene suchen in der Regel 5 bis 6 mal täglich und nicht mehr als einmal nachts die Toilette auf um Wasser zu lassen und scheiden dabei im Schnitt etwa 1500 ml Urin in 24 Stunden aus [3]. Wie oft Harndrang auftritt, kann jedoch von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein und hängt von der oben beschriebenen Blasenkapazität und dem individuellen Trinkverhalten ab.

Dementsprechend muss individuell entschieden werden, was „normal“ und was „abnormal“ ist. Prinzipiell ist eine neu aufgetretene Veränderung der individuellen Harndrang Häufigkeit und nächtlich gehäufter Harndrang ein Anhalt dafür, dass ein Arzt aufgesucht werden sollte, um die Ursache abzuklären [3]. Begleitsymptome wie Schmerzen beim Wasserlassen (Dysuria), das Gefühl einer vollen Blase auch direkt nach dem Wasserlassen (Restharn), Startverzögerungen, „Nachtröpfeln“ oder ein abgeschwächter Harnstrahl können Hinweise auf eine Grunderkrankung darstellen. Ebenso ist ein sehr plötzlich einsetzender Harndrang, der nicht zu unterdrücken ist und ein sofortiges Aufsuchen der Toilette erfordert oder ein ungewollter Abgang von Urin vor Erreichen der Toilette als „unnormal“ einzustufen und sollte von einem fachkundigen Arzt (z.B. Urologen) untersucht werden. Auch ein Ausbleiben von Harndrang ist unnormal.

 

Was kann sich hinter „zu viel“ Harndrang verbergen?

Prinzipiell kann es zu einem vermehrten Harndrang kommen, wenn mehr Urin als gewöhnlich ausgeschieden wird oder die Blasenkapazität verringert ist.

Eine erhöhte Urinproduktion kann durch Medikamente wie z.B. Diuretika („Wassertabletten“) oder Grunderkrankungen wie z.B. der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder der Wasserharnruhr (Diabetes insipidus) verursacht werden. Bei diesen beiden Krankheitsbildern besteht ein entsprechend erhöhter Durst.

Ein vermehrter Harndrang in der Nacht (Nykturie) kann bei Wasseransammlungen in den Beinen (Ödemen) auftreten, da es in einer liegenden Position zu einer vermehrten Wiederaufnahme des Wassers aus dem Gewebe in den Lymph- und Blutkreislauf kommt. Dies hat eine erhöhte Harnproduktion zur Folge, um das vermehrte Volumen aus dem Körper auszuscheiden.

Auch Herzrhythmusstörungen (Tachykardie) können eine erhöhte Urinproduktion mit sich bringen [3]. Zuletzt sei erwähnt, dass eine erhöhte Trinkmenge zu erhöhten Urinmengen führt; vorausgesetzt die Flüssigkeit wird nicht über anderem Wege (z.B. Schwitzen, Durchfall) verloren.

Eine verringerte Blasenkapazität ist beim Mann sehr oft auf Erkrankungen der Prostata zurückzuführen.

Ein häufiges Krankheitsbild des Mannes, ist die sogenannte beninge Prostatahyperplasie (BPH, gutartige Prostatavergrößerung ). Sie tritt vermehrt im höherem Alter auf und macht sich durch Symptome rund um das Wasserlassen bemerkbar. Da die Harnröhre durch die Prostata verläuft, hat eine Größenzunahme der Prostata Einfluss auf den Vorgang der Blasenentleerung: die Blase kann schwerer entleert werden als gewöhnlich. Zeichen hierfür sind ein verzögert einsetzender und abgeschwächter Urinstrahl. Durch die Problematik wird die Blase oft nur unzureichend geleert, das heißt es werden nur kleine Mengen Urin pro Toilettengang ausgeschieden. Durch den verbleibenden Restharn tritt schneller ein erneuter Harndrang ein. Die Blasenkapazität ist somit durch den verbleibenden Restharn reduziert.

Die BPH ist beim Mann auch häufige Ursache für einen ungewollten Urinverlust (Harninkontinenz).

Des Weiteren kann eine Entzündung der Prostata (Prostatitis) durch Reizung der Umgebung, vermehrten Harndrang verursachen. Gewöhnlich ist eine Prostatitis sehr schmerzhaft, wobei eine BPH in der Regel schmerzfrei verläuft.

Auch eine Blasenentzündung kann Ursache vermehrten Harndrangs sein. Sie tritt beim Mann zwar weitaus seltener als auf bei der Frau, ist jedoch trotzdem möglich. Haupt-Symptome sind Schmerzen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang; eventuell kann Fieber hinzukommen.

Des Weiteren können Blasensteine, Tumorleiden von Blase oder Prostata oder Nervenerkrankungen ursächlich sein.

 

Was zu beachten gilt

Prinzipiell ist ein vermehrter Harndrang der gelegentlich auftritt und sonst keinerlei Symptome mit sich bringt kein Grund zur Sorge. Eventuell wurde mehr als gewöhnlich getrunken oder harntreibende Getränke wie Kaffe, Tee oder Alkohol konsumiert. Auch psychische Faktoren wie z.B. Stress oder Nervosität können sich auf die Blase auswirken.

Tritt der gehäufte oder starke Harndrang über einen längeren Zeitraum oder besonders nachts auf oder kommen Begleitsymptome, wie ungewollter Urinabgang, Schmerzen, Fieber oder Blut im Urin hinzu, so bedarf dies eine ärztliche Abklärung.

Die Problematik des häufigen Harndrang des Mannes sollte nicht als „Altersbeschwerde“ abgetan werden. Oben genannte Ursachen sollten fachkundig therapiert werden, um die Lebensqualität des Betroffenen zu verbessern und Komplikationen vorzubeugen.

Eine Therapie richtet sich hierbei stets nach der zu Grunde liegenden Erkrankung und reicht von Blasentraining über Medikamente bis hin zu operativen Behandlungsstrategien.

Es sollte vermieden werden bei bestehendem Durst die Trinkmenge zu reduzieren, um so Harndrang zu reduzieren. Eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr erhöht das Risiko für Nieren- und Blasensteine, Blasenentzündungen und Kreislaufbeschwerden.

 

Quellenangaben

[1] „Die Harnblasenentzündung (Zystitis).“, http://www.karlsruhe-urologenpraxis.de/harnblasenentzuendung.pdf, 09.01.2019

[2] H. Frick et al.: Spezielle Anatomie. Georg Thieme Verlag, 1992, S. 193.

[3] K. Wrenn: „Clinical Methods: The History, Physical, and Laboratory Examinations. 3rd edition: Chapter 181: Dysuria, Frequency, and urgency.“ https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK291/, 09.01.2019

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