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Ermüdungsbruch Wadenbein – Erkennung, Therapie & Folgen | Ermüdungsfraktur

Hinter einem Ermüdungsbruch verbirgt sich in der medizinischen Fachsprache ein Knochenbruch, der ebenfalls unter dem Begriff Stressbruch oder -fraktur bekannt ist. Diese Ermüdungsbrüche kommen nicht nur am Wadenbein, sondern auch an anderen, unter Umständen stark belasteten Knochen vor. Von der exakten Erkennung hängt bei einer Ermüdungsfraktur nicht nur die Auswahl der Behandlung, sondern auch deren Erfolg ab.

Erkennung der Stressfraktur

Der Unterschenkel ist aus zwei Knochen aufgebaut, welche in der Medizin mit Fibula und Tibia benannt werden. Das Wadenbein, die Fibula, ist schmaler als die Tibia und kann schnell brechen. Beide Knochen unterliegen einem permanenten Auf- und Abbau von Knochengewebe und benötigen eine bestimmte Zeit, um sich an bestimmte äußere Bedingungen anzupassen. Ist es zu einer Ermüdungs-Fraktur gekommen, nehmen die Betroffenen zunächst nicht allzu viele Beschwerden wahr. Nur geringe schmerzhafte Auffälligkeiten, die zu Beginn bei einer Beanspruchung des Wadenbeins gegeben sind, lassen eine Unregelmäßigkeit am Knochen auffällig werden. Kommt das Bein zur Ruhe, verschwinden die Schmerzen meist wieder. Kommt es zu einer erneuten Aktivität, welche das Wadenbein beansprucht, werden die Schmerzen immer intensiver und bleiben auch in Ruhe bestehen.

Bei Ausübung eines örtlichen Druckes auf die sich abzeichnende Schwellung des Frakturbereichs sind die Schmerzen extrem stark. Die Schwellung über der Fraktur bleibt zunächst nur vorübergehend erhalten, vergeht aber im Laufe der Zeit nicht mehr von selbst. Erstaunlicherweise kann eine frische Stressfraktur des Wadenbeins sogar durch ein bildgebendes röntgenologisches Verfahren nicht immer sofort erkannt werden. Erst durch eine Aufnahme, welche nach einer Kernspintomografie ausgewertet wird, sind eindeutige Hinweise auf eine Ermüdungsfraktur am Wadenbein zu diagnostizieren. Nur sehr erfahrene Orthopäden, Chirurgen oder Sportärzte sind zudem in der Lage, einen Stressbruch in Anlehnung an eine visuelle Begutachtung und die klinischen Symptome sofort zu bestimmen. Die bälkchenartige Struktur des Knochengewebes ist so beschaffen, dass diese eine begrenzte dämpfende Wirkung auf einwirkende Kräfte und Stöße gewährleisten kann. In diesem Zusammenhang ist ein Knochen dennoch nicht unbegrenzt beanspruchbar. Dies zeigt sich an dessen Belastungsgrenze, welche bei einem Stressbruch überschritten wurde. Im Gegensatz zu den häufig auftretenden großen Brüchen sind die Frakturen am Wadenbein durch “Materialermüdung” hauptsächlich extrem fein und durch keinerlei äußerliche Anzeichen sichtbar. Nicht nur der überbelastete Knochen, sondern ebenso die Muskulatur tragen dazu bei, dass ein Ermüdungsbruch am Wadenbein entstehen kann. Die Muskelfasern sind in punkto Kontraktionsspannung und Biegespannung extrem “unter Zug”, wenn eine Stressfraktur entsteht.

Normalerweise geben die Muskeln die Energie direkt an den Knochen weiter, können dabei aber ihre Dämpfungseffekte ebenfalls verlieren. Außerdem rufen die permanent bestehenden Kontraktionen der Muskulatur bei Dauerbelastung eine Erhöhung der Biegespannung hervor. Der Knochen unterliegt somit einer mechanischen Beeinflussung, die letztendlich in einem Bruch enden kann. Die schmerzhaften Auffälligkeiten beschränken sich bei einem Ermüdungsbruch des Wadenbeins auf spezifische Bewegungsmuster, welche beispielsweise beim Bremsen oder beim Bergab-Laufen zunehmen. Diese werden nach und nach so intensiv, dass ein Gehen kaum noch möglich ist. Unter der Haut des Wadenbeins erscheinen in Ausnahmen Hämatome durch Einbluten in die Haut oder prellungsähnliche Anzeichen.

Therapie

Ein Bruch des Schafts des Wadenbeins muss meist nicht speziell behandelt werden. In den meisten Fällen reicht eine Ruhigstellung mittels Verband.

Folgen eines Ermüdungs-Bruches am Wadenbein

Ein Stressbruch des Wadenbeins setzt die Betroffenen zunächst eine Weile “außer Gefecht”. Unter diesen Umständen kann es zu einer fehlenden Beanspruchung der Muskulatur, der Sehnen und Bänder kommen. Diese müssen gerade nach einer längeren Ruhepause wieder durch ein entsprechend schonendes Training gestärkt werden. Die fehlende Belastbarkeit kann sich bei einem abgeheilten Stressbruch des Wadenbeins bis zu mehreren Monaten hinziehen, sodass es empfohlen wird, auf weniger intensive und eher entlastende Sportarten auszuweichen. Dennoch kann es passieren, dass sich die Bruchstellen im Laufe der Zeit immer wieder durch einen aufflackernden Schmerz melden. Deshalb ist es wichtig, nach wie vor die Ratschläge des behandelnden Arztes zu akzeptieren und umzusetzen.

Ermüdungsbruch Wadenbein – Erkennung, Therapie & Folgen | Ermüdungsfraktur
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