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Doppelbündeltechnik Kreuzband – Definition, Tipps & Alternativen

Definition:

Als Doppelbündeltechnik bei einem Kreuzband wird eine arthroskopische operative Therapie zum Ersatz des vorderen Kreuzbandes bezeichnet, bei der statt einer transplantierten Sehne mit je einem Bohrkanal im Ober- und Unterschenkel (Einbündeltechnik), zwei transplantierte Sehnen mit zwei Bohrkanälen im Ober- und Unterschenkel verwendet werden. Die Doppelbündeltechnik kommt in ihrem Ergebnis der natürlichen Anatomie des vorderen Kreuzbandes näher als die Einbündeltechnik. Die Indikationen für die Anwendung der Doppelbündeltechnik ist ein vorausgegangener Kreuzbandriss des vorderen Kreuzbandes. Beim Kreuzbandriss sind häufig andere Teile des Knies, wie Meniskus und Innenseitenband ebenfalls betroffen. Bei Verletzungen mit einer schlagartigen Einwirkung auf die hintere Kniekehle kann auch das hintere Kreuzband gerissen sein. Wenn die Diagnose auf einen Riss des vorderen Kreuzbandes hinweist und manuelle oder konservative Therapiemethoden keine Aussicht auf Erfolg versprechen, dann ist eine operative Therapie angezeigt. Lediglich bei Patienten die keinen Sport ausüben und bei denen das Knie nicht stark belastet wird, kann eine konservative Therapie in Erwägung gezogen werden. Wenn Instabilität des Knies, Herausspringen der Kniescheibe, Schmerzen und Abknicken des Beins im Kniegelenk auftreten, dann ist operative Therapie unumgänglich.
Weil das vordere Kreuzband nur etwa drei bis vier Zentimeter lang ist, wird als Transplantat häufig ein gesundes Stück aus der Sehne der Oberschenkelinnenseite oder aus der Patellasehne entnommen. Das körpereigene Implantat vermeidet Abstoßungsreaktionen wie sie bei körperfremden oder künstlichen Implantaten auftreten können. Mittels Bohrkanälen werden zwei Sehnenstücke exakt an der Stelle platziert, an der sich zuvor das vordere Kreuzband befunden hat.
Zum Ableiten von Wundflüssigkeit und Blut wird bei der Operation des Kreuzbands in Doppelbündeltechnik ein Drainageschlauch in das Kniegelenk eingelegt, der schon ein bis zwei Tage nach der Operation wieder entfernt werden kann.

Mittels zusätzlicher Befestigungen, die entweder aus Metall- oder selbstauflösenden Implantaten bestehen, wird das Sehnenbündel in den Bohrkanälen befestigt und heilt nach der Operation in den Knochen ein.
Der arthroskopischen operativen Therapie geht eine gründliche Diagnose voraus, bei der auch diagnostische Arthroskopie und MRT zum Einsatz kommen können. Ob eine Einbündeltechnik oder Doppelbündeltechnik zum Einsatz kommt, entscheidet der operierende Arzt an Hand der Sehnenstärke, der Größe des Knies und der zu erwartenden Belastung des Knies nach der Operation. Kräftige Patienten mit einem großen Körpergewicht und einem großen Knie werden in der Regel mit der Doppelbündeltechnik operiert. Bei zierlichen Menschen mit kleinem Knie ist die Einbündeltechnik angezeigt, weil die doppelten Bohrkanäle in den Knochen eine Instabilität verursachen könnten.
Der Eingriff erfolgt arthroskopisch, was die postoperativen Beschwerden geringer hält. Unter Vollnarkose wird dem Patienten mittels Kamera das Knie inspiziert, um den Kreuzbandriss zu bestätigen. Danach wird durch eine zweite Öffnung die Operation unter ständiger optischer Kontrolle über die Kamera durchgeführt. Beide Öffnungen sind kleine Einschnitte mit einem Umfang von wenigen Millimetern. Lediglich der operative Einschnitt zur Entnahme des Sehnentransplantats kann bis zu zwei Zentimeter groß sein.

Tipps & Alternativen

Bei alten Menschen, deren Knie wenig belastet werden oder bei Menschen, deren Konstitution eine operative Therapie ausschließt, kann alternativ eine konservative Therapie mit Fixierung und Entlastung des Knies durch Orthese in Verbindung mit verschiedenen Methoden zur Unterstützung der Selbstheilung des vorderen Kreuzbandes eingesetzt werden. Nach dem Kreuzbandriss werden zunächst durch Kühlung und Schmerzmittel die akuten Symptome und der Bluterguss behandelt, bevor über die weitere Therapie entschieden wird.
Die Einbündeltechnik kann unter den oben genannten Voraussetzungen oder bei anderer Diagnose angewendet werden, wenn aus medizinischen Gründen die Doppelbündeltechnik nicht angesagt ist.
Auch wenn nach einem Kreuzbandriss die Schmerzen abklingen und der Eindruck entsteht,
nach etwa einer Woche könne das Knie wieder belastet werden, ist in jedem Fall die Konsultation eines Orthopäden angeraten. Die Fehlfunktionen des Knies können andernfalls zu erheblichen Folgeschäden führen, etwa an den Menisken oder an den Knorpeln der Gelenke.
Bis vier Wochen nach der Operation sollte keine Belastung des Knies über 20 Kilogramm erfolgen und keine Beugung über 90 Grad. Nach drei bis vier Monaten kann eine Teilbelastung mit leichtem Lauftraining begonnen werden, welches langsam bis zur Vollbelastung gesteigert wird.

Doppelbündeltechnik Kreuzband – Definition, Tipps & Alternativen
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